Die Meldungen vom Wochenende klingen auf den ersten Blick dramatisch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) plädiert erstmals für die Umschuldung Griechenlands. Die Gläubiger Athens, die Banken und Pensionsfonds also, sollen auf einen Teil ihrer milliardenschweren Forderungen verzichten. Überraschend ist diese Idee allerdings nicht. Die Diskussion war längst überfällig.

Griechenlands Schuldenstand erreicht heuer 150 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das Vertrauen der Investoren in das Land ist schon lange futsch. Daran konnten auch die harten Einsparungen Athens, die nebenbei die Wirtschaft abgewürgt haben, nichts ändern. Ein Schuldenschnitt könnte viele dieser Probleme lösen. Die Griechen bekämen mehr Spielraum für ihre Reformen, die Lasten wären zwischen Staatengläubigern und Bürgern fairer verteilt.

Das Kernproblem ist allerdings, dass es bei der Griechenlandkrise nie darum ging, was für den Mittelmeerstaat am besten ist. Zahlreiche Staaten in der Eurozone, allen voran Deutschland und Frankreich, werden bei einer Umschuldung nicht so rasch mitspielen. Griechenland schuldet Kreditinstituten aus den beiden Ländern mehr als 80 Milliarden Euro. Kreditabschreibungen könnten Geldhäuser wie die Commerzbank, die in der Krise erst mühsam aufgefangen werden mussten, neuerlich in Turbulenzen bringen. Will der IWF mit seinen Ideen Gehör finden, wird er die Europäer schon sehr viel lauter drängen müssen.  (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.4.2011)