Der größte europäische Internet-Anbieter T-Online, die Internetsäule der Deutschen Telekom, hat im ersten Quartal 2003 wegen verstärkter Internet-Nutzung während des Irak-Kriegs die Gewinn-Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Dagegen schlug sich die Kaufzurückhaltung der Konsumenten in einem schwächer als erwartet ausgefallenen Umsatz nieder. An der Börse wurden die Aktien bei hohen Umsätzen mit einem Aufschlag von mehr als fünf Prozent bei 7,30 Euro notiert.

Zum ersten Mal

T-Online steigerte nach Angaben vom Dienstag in Darmstadt sein Quartals-Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) zum zehnten Mal in Folge auf 76 Mio. Euro von 53 Mio. Euro im Vorquartal und einem Verlust von 14,52 Mio. Euro im Vorjahresquartal. 14 befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang auf 46,59 Mio. Euro gerechnet. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 28 Mio. Euro Verlust im ersten Quartal 2002 auf einen Gewinn von 59 Mio. Euro. Beim Ergebnis vor Steuern fiel mit zwei (minus 92) Mio. Euro zum ersten Mal ein Gewinn an. Unter dem Strich blieb aber noch ein Konzernverlust von 30 (90) Mio. Euro.

T-Online profitierte nach den Worten seines Vorstandschefs Thomas Holtrop im ersten Quartal "durch die Ereignisse im Irak von einem erhöhten Informationsbedarf". Das Internet erweise sich in Krisenzeiten "als stark frequentiertes Medium". Bei nahezu unveränderten Kosten und höherer Kundenbasis konnte T-Online durch eine gegenüber dem Vorjahr pro Kunde rund verdoppelte Nutzungszeit seine eingekauften Netzkapazitäten besser auslasten. Dadurch erhöhte sich die Rohertragsmarge deutlich auf 56 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte die durch Abzug des Materialaufwands vom Umsatz ermittelte Rohertragsmarge 43 Prozent betragen.

Zurückhaltene Kunden

Allerdings bekam T-Online eine Kaufzurückhaltung seines Kundenstamms zu spüren. Der mit Werbung und elektronischem Handel erzielte Umsatz sank auf 78 Mio. Euro, nach 101 Mio. Euro im vierten Quartal 2002. Zusammen mit dem gegenüber dem vierten Quartal 2002 abgeschwächten Kundenwachstum von plus 230.000 auf 12,47 Millionen Nutzer führte dies zu einer verhaltenen Entwicklung des Konzernumsatzes.

Zwar legte der maßgeblich aus kostenpflichtigen Internet-Zugängen stammende Konzernumsatz mit 445 Mio. Euro um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Die Erlöse blieben jedoch um 15 Mio. Euro hinter dem traditionell umsatzstarken vierten Quartal 2003 zurück. Analysten hatten einen Rückgang beim margenstarken Geschäft mit Werbung und elektronischem Handel und eine daraus resultierende verhaltene Umsatzentwicklung erwartet.

"Wir sind vorsichtige Kaufleute"

Obwohl Unternehmenschef Holtrop eine unerwartet gute Gewinnentwicklung einräumte, zögert die T-Online-Führung noch mit einer Heraufsetzung der Geschäftsprognosen für das Gesamtjahr. "Wir sind vorsichtige Kaufleute und wollen erst noch die Entwicklung im zweiten Quartal abwarten, eher wir die Prognosen anheben", sagte Holtrop. Mit Blick auf die jüngste EBITDA-Prognose für das laufende Jahr von 180 bis 210 Mio. Euro sagte Finanzchef Rainer Beaujean: "Wir liegen zur Zeit am oberen Ende (dieser Spanne)."

Die seit Jahresbeginn 2001 anhaltende Steigerung des EBITDA von Quartal zu Quartal fällt mit der Amtsübernahme von Vorstandschef Thomas Holtrop zusammen. Hintergrund des stetigen Anstiegs bei dem mehrheitlich von der Deutschen Telekom kontrollierten Unternehmen sind Kostensenkungen und Synergieeffekte durch Größenvorteile sowie der Verzicht auf ergebnisbelastende Nutzertarife. Auch die Forcierung der Verbreitung schneller Internet-Zugänge mit DSL-Technik wirkt sich dank geringerer Kosten für T-Online positiv aus. Knapp ein Viertel aller T-Online-Kunden nutzen mittlerweile schnelle Internet-Zugänge.(APA/Reuters/AP)