Laibach/Wien - Kroatien und Slowenien haben ihren Willen zur Lösung der bilateralen Streitfragen betont. Nach einem Gespräch in Laibach sagten der kroatische Staatspräsident Stipe Mesic und sein slowenischer Amtskollege Janez Drnovsek am Dienstag, man wolle dafür ein "positives Klima" schaffen. Die Fragen seien so zu lösen, "dass beide Staaten Gewinner sind", betonte Mesic, der sich zu einem dreitägigen Besuch in Laibach aufhält. Die beiden ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken streiten seit mehr als einem Jahrzehnt um die Grenzziehung in der Adriabucht von Piran, die Verwaltung des gemeinsamen Atomkraftwerks Krsko und die Deviseneinlagen kroatischer Sparer bei der Zagreber Filiale der Ljubljanska Banka (LB).
Die Frage der rund 150 Mio. Euro stand im Mittelpunkt der Gespräche zwischen Mesic und Drnovsek. Der slowenische Staatspräsident bekräftigte die offizielle Position Laibachs, wonach diese Frage im Rahmen der Sukzessions-Verhandlungen zwischen den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken zu lösen seien. Slowenien wünsche sich, dass Kroatien den Sukzessionsvertrag ratifiziere und einer Fortführung der Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Bank für internationalen Ausgleich (BIS) in Basel zustimme. Drnovsek deutete an, dass es auch "technische Möglichkeiten" zur "teilweisen" Lösung der Frage gebe, indem etwa Zagreb der LB-Filiale das Recht zu Transaktionen einräume.
In einem Interview mit der Laibacher Tageszeitung "Delo" (Dienstagsausgabe) hatte sich Mesic kompromissbereit gegeben. So könnte nur ein Teil der Einlagen ausgezahlt werden und der Rest in der Bank verbleiben. Mesic betonte, dass es eine Lösung der offenen Fragen nur geben könne, wenn jede einzeln behandelt werde. Daher sei es etwa gelungen, bei der Frage des AKW Krsko "eine gemeinsame Sprache" zu finden.
Slowenien fordert Zugang zum offenen Meer
Mesic wiederholte im "Delo"-Interview allerdings seinen kontroversiellen Vorschlag, das Adriatische Meer wirtschaftlich zwischen Italien und Kroatien aufzuteilen. Dies sei vor allem in ökologischer Hinsicht sinnvoll. Über eine Pipeline werde nämlich bald russisches Öl bis zur Insel Krk geführt. "Wegen der Tanker, die nun öfter fahren werden, müssen wir eine Aufsicht einrichten, was uns die Ausrufung einer Wirtschaftszone ermöglichen würde", verwies Mesic auf den Unfall des Tankers "Prestige" vor der spanischen Küste. Zudem hätte Kroatien laut Mesic in diesem Fall keinen Zugang mehr zum offenen Meer, da es von italienischen und montenegrinischen Gewässern eingeschlossen wäre. Ein Hauptpunkt des slowenisch-kroatischen Streits um den Grenzverlauf in der Bucht von Piran war die Forderung Laibachs, wie im gemeinsamen jugoslawischen Staat einen Zugang zum offenen Meer zu erhalten.
Mesic wird am Dienstag noch mit dem ehemaligen slowenischen Präsidenten Milan Kucan zusammentreffen. Für Mittwoch sind Unterredungen mit Ministerpräsident Anton Rop, Parlamentspräsident Borut Pahor und dem Laibacher Erzbischof Franc Rode geplant. Außerdem nimmt Mesic in Laibach an einer slowenisch-kroatischen Wirtschaftstagung teil. (APA/STA)