Wien - Dichter Regen, Hagel, mehr als achthundert Blitze, Donner und Sturm - heftige Unwetter mit Schwerpunkt Wien sind am Dienstag Nachmittag in Ostösterreich niedergegangen. In der Bundeshauptstadt fielen binnen zweieinviertel Stunden 61 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, so viel wie seit Jahren nicht. Die Folge waren massive Verkehrsbehinderungen, Schäden an Fahrzeugen und landwirtschaftlichen Kulturen. Die Hagelversicherung bezifferte die Schadenssumme in der Bundeshauptstadt auf 1,3 Millionen Euro. Die Feuerwehren standen im Dauereinsatz.

Unterführungen überflutet

Die Unwetter gingen in dem Gebiet zwischen Semmering, St. Pölten und Wien sowie dem Marchfeld nieder. Die Temperaturen fielen binnen kurzer Zeit von 22 auf 15 Grad. Durch die massiven Niederschläge wurden in der Bundeshauptstadt Unterführungen überflutet, Fahrzeuge blieben hängen. In einer Bahnunterführung in Heiligenstadt stand ein Mercedes bis zu den Scheinwerfern unter Wasser. In der Donaustadt stürzte ein Baum auf ein geparktes Auto. Haltestellen wurden buchstäblich durchsiebt.

Ungewöhnliche Intensität

Die Hagelschloßen beschädigten Windschutzscheiben, durchschlugen Glasdächer und Dachrinnen und bildeten vielerorts weiße Teppiche. Als ungewöhnlich wurde von den Meteorologen der Hohen Warte nicht nur die Intensität des Hagelunwetters beurteilt, sondern auch das Auftreten bereits in der ersten Mai-Hälfte. Üblicherweise kommt es erst ab Anfang Juni zu Hagelschlag. Der Salmannsdorfer Weinbauer Hermann Prager sprach vom schwersten Hagelunwetter seit Jahrzehnten.

Verkehrsbeeinträchtigungen

Zu massiven Beeinträchtigungen des Verkehrs kam es unter anderem auf den Wiener Stadtautobahnen sowie auf der Bundesstraße 14 nach Klosterneuburg, wo Wassermassen vom Kahlenberg und Nussberg zu Tal schossen und die Fahrbahnen nahezu unpassierbar machten. Zum Teil fielen auch Ampelanlagen aus, auch Straßenbahnen waren verspätet. Die Polizeidirektion konnte am späten Nachmittag keinen Überblick über die Verkehrssituation geben - Grund war ein Computerausfall. Der Keller des Gebäudes stand nämlich unter Wasser, die Feuerwehr war mit dem Auspumpen beschäftigt.

Kräftig im Einsatz

Die Wiener Feuerwehr stand seit 15.30 Uhr mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften im Einsatz. Mehr als vierhundert Einsätze waren zu erledigen. Am meisten betroffen war laut Zentrale das Gebiet um die Schüttausstraße, wo zahlreiche Keller überflutet wurden. "Es kommen weiter kontinuierlich Anrufe herein", so ein Sprecher der Floriani-Jünger.

In Niederösterreich hatten Feuerwehren hatten an die 200 Unwetter-Einsätze zu absolvieren. Etwa 200 bis 300 Mann rückten aus. Der Schwerpunkt lag im Wiener Umland - unter anderem in Klosterneuburg, im Raum Korneuburg-Stockerau, im Marchfeld und im Bezirk Mödling. Die Einsätze betrafen vorwiegend überflutete Straßen und überschwemmte Keller. Im Laufe des späteren Nachmittags entspannte sich die Situation. (APA)