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"F1-Rückkehr nach Österreich? - Da muss schon was Grobes passieren. Zum Beispiel, dass sich Sars noch mehr ausbreitet"
Niki Lauda (54), dreifacher Weltmeister und der einzige Österreicher, der den Grand Prix von Österreich gewinnen konnte, hat mit Benno Zelsacher über den Abschied der Formel 1 aus Österreich gesprochen.
Standard: Sind Sie traurig, dass er weg ist?
Lauda: Ja sicher. Der Grand Prix ist ja kein lokaler Event. Er ist gut für Österreich. Wenn zum Beispiel in Melbourne der Grand Prix gefahren wird, wissen 700 Millionen Menschen, dass Melbourne in Australien liegt. Das ist eine unbezahlbare Reklame.
Standard: Also ist die Traurigkeit nicht rein emotionell?
Lauda: Nein, das ist eine wirtschaftliche Überlegung.
Standard: Wer ist schuld daran, dass er weg ist?
Lauda: Schanghai und Bahrain. Das sind interessante Alternativen für die Formel 1. China und Arabien, das ist doch was.
Standard: Ist es die Aufgabe der öffentlichen Hand, der Politik, sich darum zu bemühen, dass in Österreich Formel 1 gefahren wird?
Lauda: Wenn die Politik Interesse daran hat, dass der Tourismus angekurbelt wird, sollte sie sich darum kümmern.
Standard: Das operative Geschäft beim Grand Prix lieferte jährlich ein Minus.
Lauda: Das ist wurscht. Die Rentabilität für das Land ist für mich unbestritten. So viele Inserate kann die Tourismuswirtschaft ja gar nicht schalten, um diese Reichweite zu erzielen.
Standard: Sollte die öffentliche Hand fürs Minus aufkommen?
Lauda: Für mich ist das kein Minus, sondern eine sinnvolle Investition. Wenn ich ein Tourismus-Mensch bin, dann schalte ich keine Inserate, sondern lasse einen Grand Prix fahren.
Standard: Hätte Österreich eine Chance gehabt, den Grand Prix zu behalten?
Lauda: Sportministerin Susanne Riess-Passer hat sich darum gekümmert. Seit sie weg ist, ist nichts mehr passiert. Nix gegen die Steirer, aber Bernie Ecclestone sucht halt einen zentralen Ansprechpartner.
Standard: Sehen Sie eine Chance, dass die Formel 1 zurückkommt?
Lauda: Da muss schon was Grobes passieren. Zum Beispiel, dass sich Sars noch mehr ausbreitet. Oder dass das Tabakwerbeverbot aufgehoben wird.
Standard: Würde es für die Formel 1 Sinn machen, mehr Rennen zu veranstalten?
Lauda: Nein, 16 Rennen sind optimal für die Teams. Dass im Vorjahr 17 ausgetragen worden sind, war Bernies Wunsch, die Teams waren eigentlich dagegen.
Standard: Tun Sie etwas dafür, dass die Formel 1 vielleicht wieder zurückkommt?
Lauda: Ich bin kein Lobbyist. Ich hab’ damals nur mitgeholfen, den Vertrag zu machen. Mich hat jetzt keiner gefragt. Im Gegensatz zu damals. Da hat Riess-Passer Elmar Oberhauser und mich angerufen und sich erkundigt, ob das Ganze einen Sinn macht.
Standard: Viele Fahrer sagen, dass sie es so schön hier finden. Ist das unwesentlich?
Lauda: Die Landschaft ist schön, Kühe stehen an der Rennstrecke. Das Problem ist, dass die Fünfsternhotels fehlen. Die gibt es in Wien. Also frage ich: Warum macht Wien keinen Grand Prix? Das wäre eine tolle Sache.
Standard: Und wo in Wien sollte der stattfinden?
Lauda: Auf der Ringstraße. Es kann aber sein, dass die verantwortlichen Politiker sagen, Wien ist eine Kulturhauptstadt, keine Sportstadt.
Standard: Immerhin gibt’s den Marathon, bei dem Zigtausende mitlaufen.
Lauda: Aber wer schaut sich den im Fernsehen an? Nur Österreicher.
Standard: Sie haben 1984 hier gewonnen. Der Geschichte nach deshalb, weil Sie zu faul waren, zu Fuß an die Box zu gehen, nachdem ein paar Gänge ausgefallen sind. Denken Sie oft daran?
Lauda: Ja, ich war zu faul. Und ich denke oft daran. Zum Beispiel auch heute. Deshalb muss ich am Abend ja noch zur Party der Grand-Prix-Legenden. (Benno Zelsacher, DER STANDARD Print-Ausgabe, 16.5.2003)