Belgrad - Vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag beginnt am Mittwoch der Prozess gegen vier ehemalige bosnisch-serbische Offiziere, die der Verbrechen in der Moslem-Enklave Srebrenica im Juli 1995 angeklagt sind. Vidoje Blagojevic (Ex-Kommandant der Brigade von Bratunac), Dragan Obrenovic (Stabchef der Brigade von Zvornik) und Dragan Jokic (Leiter der Ingenieurabteilung der Zvornik-Brigade) werden des Völkermordes und der Kriegsverbrechen beschuldigt.

7.000 Todesopfer nach Eroberung von Srebrenica

Sie sind angeklagt, an "gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben" beteiligt gewesen zu sein. Nach der Eroberung von Srebrenica durch bosnisch-serbische Truppen sind nach internationalen Angaben zwischen dem 12. und 19. Juli 1995 mehr als 7.000 Bosniaken im Alter zwischen 16 und 60 Jahren erschossen worden.

Hingegen verzichtete die Anklage auf Vorwürfe des Völkermords gegen den vierten Angeklagten Momir Nikolic (Vize-Kommandant des Sicherheitsdienstes der Bratunac-Brigade), nachdem dieser vergangene Woche die Verantwortung für die Vertreibung von Srebrenica-Bewohnern übernommen hat.

Mit dem Prozess wird bereits das dritte Srebrenica-Verfahren vor dem Haager Tribunal eröffnet. In zwei getrennten Prozessen sind bisher der Ex-Kommandant des bosnisch-serbischen Drina-Korps, General Radoslav Krstic, zu 46 Jahren Haft sowie der bosnische Kroate Drazen Ermedovic, der sich im Juli 1995 am Massaker der Srebrenica-Einwohner auf dem Landgut Pilici in der Nähe der Enklave beteiligt hat, zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Wegen des Srebrenica-Massakers wurden auch der ehemalige bosnisch-serbische Präsident Radovan Karadzic, dessen Oberbefehlshaber Ratko Mladic sowie fünf weitere bosnisch-serbische Offiziere angeklagt. Karadzic und Mladic sind flüchtig. (APA)