Schüssel lächelte! Als er am Ende eines langen "Tages der offenen Tür" in der Hofburg für Politiker aller Parteien mit dem Bundespräsidenten herauskam, lächelte er sogar in Richtung von Thomas Klestil. Und zwar nicht einmal dieses feine, schmale Überlegenheitslächeln ("Ihr könnts euch auf den Kopf stellen . . ."). Dieses eine Mal hat nämlich der Bundespräsident den Kanzler etwas in der Defensive. Davon abgesehen: Hat sich schon jemand überlegt, wie dieses ganze hektische Tapetentürengeklapper und dieses Tauziehen um runde Tische da draußen in der realen Welt empfunden werden muss?

Runde Tische werden eingesetzt, wenn es um den friedlichen Übergang von einer kommunistischen Diktatur zur Demokratie geht (Polen 1989) oder um die staatliche Vereinigung (Deutschland 1990). In unserem herzigen Landerl hingegen gibt es einen runden Tisch, wenn die Kanzlerpartei eine problematische Pensionsreform zwecks Budgetstopfung durchpeitschen will, der Koalitionspartner aber leider umzufallen droht (wieder einmal) und das Staatsoberhaupt plus etliche Würdenträger des Sozialpartner-Österreich den Kanzler wieder zur Konsenspolitik zwingen möchten. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.5.2003)