Razzien israelischer Sicherheitskräfte im Palästinensergebiet sind seit mehr als einem Jahr Routinesache. Montag früh rückten aber mehr als 1000 Polizisten blitzartig in Israel selbst aus, um 15 islamistische Funktionäre zu verhaften - offenbar der Beginn eines schärferen Kurses gegen die Islamische Bewegung, die bisher von den Behörden toleriert wurde und zum Teil sogar im israelischen Parlament vertreten ist. Die Polizei hatte zuvor zwei Jahre lang verdeckt ermittelt und angeblich genügend Beweise dafür zusammengetragen, dass Islamisten in Israel hohe Geldsummen von ausländischen Gruppen "gewaschen" und dem palästinensischen Terror zugeleitet hätten.
"Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Verdächtigen gewusst haben, dass das Geld für die Hamas bestimmt ist, und die Hamas ist eine Terrorgruppe", sagte Israels Justizminister Zachi Hanegbi. Der Sprecher der Bewegung, Tawfik Mahamid, machte aus seiner Sympathie für die Hamas zwar kein Hehl, es gebe aber "keine Verbindung zwischen der Islamischen Bewegung und irgend einer Organisation in den Gebieten - weder politisch, noch organisatorisch, noch finanziell".
Die arabischen Bürger Israels, eine Minderheit von rund 18 Prozent, sind seit dem Beginn der Intifada mehr denn je zwischen der Loyalität zum Staat und der Solidarität mit ihren palästinensischen Brüdern hin- und hergerissen. In einzelnen Fällen waren israelische Araber Komplizen bei der Durchführung von Selbstmordanschlägen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 14.5.2003)