Dass sie überhaupt einmal bei der Polizei landen würde, hätte sich die Mürzzuschlagerin während ihrer Studienzeit in Wien nie gedacht. Auch dann noch nicht, als sie danach in der Österreichischen Nationalbibliothek beschäftigt war. "Aber dann kam diese Stellenausschreibung der Polizei, und ich hab mir gedacht: Warum nicht?" Das war vor genau elf Jahren.
"Anfänglich war ich eine Exotin. Rundherum nur Juristen und Kriminalisten", erinnert sie sich. Doch sie sei recht wohlwollend aufgenommen worden. "Ich habe es keinen Tag bereut." Ihre Vorgesetzten auch nicht, und als die ursprünglich beim Erkennungsdienst der Wiener Polizei angesiedelte Stelle im Vorjahr ins neu geschaffene Bundeskriminalamt übersiedelte, wurde Gach die Abteilung Kulturgutfahndung übertragen. Dort fungiert sie unter anderem auch als internationale Andockstelle für Interpol, Europol, Scotland Yard und FBI.
Das gestohlene Salzfass aus dem 16. Jahrhundert ist Gachs bisher größter Fall. In materieller Wertschätzung will sie sich gar nicht ergehen, der ideelle Wert des Unikats sei nicht bezifferbar. Doch Gach ist zuversichtlich, dass das Kunstwerk wieder auftaucht. "Wer immer es hat und behalten will, er oder sie wird es nicht aushalten, die Saliera niemals herzeigen zu können."
Typen, die Kunstwerke unbedingt in ihren eigenen vier Wänden haben wollen, gebe es tatsächlich. "In romantischer Verklärung werden solche Besessenen oft als ,Kunstliebhaber' bezeichnet. Aber das sind sie nicht - sie sind schlicht und einfach Verbrecher", meint Gach.
Es wäre nicht der erste Kriminalfall, den die Kunsthistorikerin löst. Im November 1999 spürte sie beispielsweise zwei in Belgien gestohlene Gemälde von Salvadore Dalí in Österreich auf. Jede Woche findet Gach gestohlene volkskundliche Stücke auf Flohmärkten. Ihre "gefahndeten Schäfchen" habe sie stets im Hinterkopf, sagt sie.