Gaza - Ungeachtet der internationalen Bemühungen um den neuen Friedens-Fahrplan für den Nahen Osten hat Israel im besetzten Gaza-Streifen seine größte Militäroffensive seit Monaten fortgesetzt. Panzer und Planierraupen drangen in der Nacht auf Donnerstag abermals in das palästinensische Autonomiegebiet ein und zerstörten in der Ortschaft Beit Hanun mehrere Häuser. Mindestens drei Palästinenser wurden getötet, unter ihnen ein Zwölfjähriger. Die Aktion warf weitere Schatten auf das für Samstag geplante israelisch-palästinensische Spitzentreffen der beiden Ministerpräsidenten Ariel Sharon und Mahmud Abbas.

Die israelische Militäroffensive erfolgte am 55. Jahrestag der "Katastrophe", wie die arabische Bevölkerung den Beginn der Vertreibungen nach der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 nennen. Das Militär meldete einen "Großeinsatz" zur Festnahme gesuchter palästinensischer Aktivisten.

Nach Angaben von ÄrztInnen verblutete ein zwölfjähriger Palästinenser, weil israelische Soldaten drei Stunden lang keine Sanitäter zu ihm vorließen. Ein Armeesprecher entgegnete, ihm liege kein entsprechender Bericht vor. Die Streitkräfte haben in der Vergangenheit allerdings mehrfach Krankenwagen die Zufahrt zu Verwundeten verweigert. Dies wurde von der UNO-Hilfsorganisation UNRWA scharf kritisiert.

Ziel der Operation war es nach israelischen Angaben, Palästinenser am Abschuss von so genannten Kassam-Raketen aus der Grenzregion zu Israel zu hindern. Laut Augenzeugen waren rund 70 Panzer und Schützenpanzer im Einsatz. Insgesamt fünf Häuser von Mitgliedern der radiken Hamas-Bewegung wurden in Beit Hanun dem Erdboden gleich gemacht. Auch die nahe gelegene Ortschaft Beit Lahia sowie das Flüchtlingslager Jabalia wurden von Panzern umstellt. Nach palästinensischen Angaben wurde in der gesamten Region die Stromversorgung abgestellt. (APA/AP/AFP)