Bild nicht mehr verfügbar.
Anklicken zum Vergrößern
Wladikawkas/Moskau - Zwei Selbstmordattentäterinnen haben sich am Mittwoch in Tschetschenien bei einer moslemischen Gedenkfeier in die Luft gesprengt und haben dabei bis zu 14 Menschen mit in den Tod gerissen. Während der russsiche Vize-Generalstaatsanwalt Sergej Fridinski von acht Toten und zwölf Verletzten sprach, ging der Zivilschutz in Tschetschenien von 30 Toten und 150 Verletzten aus. Der Anschlag richtete sich offenbar gegen Achmed Kadirow, den Vorsitzenden der prorussischen Verwaltung in Tschetschenien, der ebenfalls an der Feier teilnahm. Bis zu vier seiner Leibwächter sollen nach tschetschenischen Regierungsangaben getötet worden sein.
50 Schwerverletzte
Die beiden Attentäterinnen hätten die Bomben unter ihrer Kleidung verborgen und sie bei der Feier in Ilaschan-Jurt rund 45 Kilometer östlich der Hauptstadt Grosny zur Detonation gebracht, berichtete Ruslan Awtajew vom Ministerium für Katastrophenschutz. 50 Verletzte seien noch im kritischen Zustand. Rund 10.000 Gläubige aus der gesamten Region besuchten die Gedenkfeier. Bei den meisten Opfern des Anschlags handle es sich um ältere Menschen, die den Geburtstag des Propheten Mohammed hätten feiern wollen, teilte das tschetschenische Informationsministerium mit. Das religiöse Fest war von der Kremlpartei "Geeintes Russland" mitorganisiert worden.
Ein Sprecher der russischen Armee sagte laut Interfax, Ziel des Attentats seien der tschetschenische Mufti Ahmad Schamajew und weitere islamische Geistliche gewesen, die ander Feier teilnahmen. Der Armeesprecher machte den von Russland nicht anerkannten tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow für die Tat verantwortlich.
Zweiter Anschlag in drei Tagen
Es handelte sich um den zweiten Selbstmordanschlag in Tschetschenien innerhalb von drei Tagen. Erst am Montag hatten drei Selbstmordattentäter in einem Verwaltungsviertel des Ortes Snamenskoje einen mit einer Tonne Sprengstoff beladenen Lastwagen zur Explosion gebracht und acht Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der Todesopfer dieses Anschlags stieg am Mittwoch auf 59, nachdem vier weitere Personen ihren schweren Verletzungen erlegen waren. Zu den Opfern zählten neben Polizisten und Geheimdienst-Mitarbeitern auch Zivilisten.
In Tschetschenien sind radikalislamische Rebellen aktiv, die ungeachtet der Volksabstimmung über die Anbindung der Republik an Russland nach eigener Darstellung für die Unabhängigkeit Tschetscheniens von Russland kämpfen. Der russischen Regierung ist es entgegen offiziellen Darstellungen nicht gelungen, den seit zehn Jahren anhaltenden Guerrilla-Krieg in der Kaukasus-Republik dauerhaft zu beenden. Nach dem Anschlag am Montag hatte der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, er bleibe bei seinem Friedensplan für Tschetschenien. Menschenrechtsorganisationen werfen den russischen Soldaten Massaker an der Zivilbevölkerung in Tschetschenien vor. (APA/AP/Reuters/dpa)