Oviedo - Der deutsche Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas erhält den diesjährigen spanischen Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Sozialwissenschaften. Die Jury begründete ihre Entscheidung am Mittwoch in der nordspanischen Stadt Oviedo damit, dass der 73-Jährige zu den "Klassikern der Sozialwissenschaften und der Philosophie" gehöre. Habermas habe zum Verständnis der postindustriellen Gesellschaften beigetragen, sagte der Jury- Präsident und Regierungschef der autonomen spanischen Region Galicien, Manuel Fraga. Er habe "nach praktischen Lösungen für Fortentwicklung der Demokratie" gesucht.

Die angesehene Auszeichnung gilt als die "spanische Version des Nobelpreises". Sie ist mit 50.000 Euro dotiert und wird alljährlich in acht Sparten vergeben. Die Preisträger erhalten außerdem die Nachbildung einer Skulptur des katalanischen Künstlers Joan Miro. Die Auszeichnung ist nach dem offiziellen Titel des spanischen Thronfolgers benannt und wird im Herbst in Oviedo, der Hauptstadt der Region Asturien, vom spanischen Kronprinzen Felipe überreicht.

"Große Genugtuung"

Habermas betonte, er empfinde die Auszeichnung als große Genugtuung. Ihn verbänden mit Spanien viele persönliche und kollegialen Beziehungen. In einer von der Prinz-von-Asturien-Stiftung veröffentlichten Erklärung erinnerte er an seine zahlreichen Besuche und Vorträge in Spanien.

Habermas, der vor zwei Jahren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hatte, hat seine geistige Heimat in der von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer begründeten "Frankfurter Schule". Deren "Kritische Theorie" wollte er aus dem universitären Elfenbeinturm heraustragen und direkt in die Gesellschaft hineinwirken. Er war ein Vordenker der Studentenbewegung in den 60er Jahren. Allerdings ging er zur Mehrheit der radikalen Studenten bald auf Distanz. (APA/dpa)