Wien - Der Wüstentourismus in Algerien sei "derzeit zusammengebrochen". In normalen Jahren jedoch seien es "mehrere hundert" Österreicher, die alljährlich in der kühleren Saison zwischen Oktober und März durch die algerische Sahara streiften, erläutert Christian Kneissl vom Wüstentourismusanbieter Kneissl-Touristik im oberösterreichischen Lambach.

Und zwar "eher individuell", nicht so oft in Gruppen wie Saharareisende aus Deutschland: Ein "Unterschied der Mentalitäten" der auch Anbietern wie Peter Schreck von der Tiroler Firma Desert Runner zu Gute kommt: "Unsere Kunden ziehen meist aus Österreich mit dem eigenen Geländewagen los. Mit einem extra großen Benzintank, der 300 Liter aufnimmt und mit umfangreichen Behältern für Wasser ", schildert dieser.

Wüstenfreaks

Die normale Route führt die Abenteuerlustigen dann per Schiff von Genua nach Tunis und von dort aus ins südliche Algerien. In ein riesiges Stück Wüste, das "bis zu den Entführungsereignissen als absolut sicher galt". Zumal es von Menschen nur äußerst dünn frequentiert werde: "Die Ortschaften liegen zum Teil 700 Kilometer auseinander. Man kann tagelang fahren, ohne anderen zu begegnen".

Letzteres sei auch die Absicht der heimischen Wüstenfreaks, die zu 80 Prozent mehr als einmal in diese abgelegene Gegend reisten. Deshalb, so Schreck, verzichteten die meisten auch auf Mitnahme eines Satellitentelefons, das es ihnen von überall her ermöglichen würde, in Kontakt mit der Außenwelt zu treten.

Wirklich gefährdet habe er sich in der algerischen Südsahara bisher nicht gefühlt, betont Schreck. Anders als im Tschad, in Niger und in Mali seien die algerischen Nomaden in der Regel "an Handel, nicht an Soldzahlungen" interessiert. Das wüssten auch andere Reiseorganisatoren, die auch nach dem Verschwinden der deutschsprachigen Touristen weiter Fahrten in die Region unternommen hätten: "Zum Beispiel Reisegruppen aus Frankreich".(Irene Bricker, DER STANDARD Printausgabe 15. Mai 2003)