Bild nicht mehr verfügbar.

Bär und Bulle stehen sich gegenüber. Ein klarer Trend zeigt sich noch nicht.

Foto: Archiv

Wien - Der Leithammel der Finanzmärkte drückt derzeit eine ganz unentschiedene Zukunftserwartung aus: Steigende US-Aktienmärkte, steigende US-Anleihenmärkte und noch dazu ein sinkender Dollar. Weltweit fragen sich die Marktteilnehmer, wie lange diese Trends noch so weitergehen können. Denn: Eine Seite liegt in ihrer Erwartungshaltung falsch. Entweder es ist die Aktienseite, deren Optimismus (den die Kurssteigerungen ausdrücken) bezüglich einer Konjunkturerholung, sich weiter verbessernden Unternehmensgewinnen und einer Rückkehr der Investoren bald sehr groß enttäuscht wird.

Oder es ist die Anleihenseite: Die Rendite der zehnjährigen Laufzeiten liegt auf Tiefständen, die Kurse steigen. Darin drückt sich die Erwartung sinkender Zinsen, weiter fortdauernder Bilanzreparaturen und anhaltend matter wirtschaftlicher Bedingungen aus. Genährt wird die Anleihenrallye zudem vom drohenden Deflationsszenario in den USA.

Dollar verfällt weiter

Überhaupt nicht ins Bild passt, dass trotz Aktienhausse in den USA der Dollar weiter verfällt. Laut Analysten der Commerzbank verdeutliche dies, dass der Aufschwung nicht von ausländischen Investoren mitgetragen werde. Diese verkaufen derzeit weiter Dollar, um ihre US-Aktienanlagen abzusichern. Gleichzeitig vermerkt die Commerzbank einen Anstieg "spekulativer Dollar-Shortpositionen", die Erwartungen auf weitern Verfall ausdrückt. Entsprechend liegen die gegenwärtigen Euro-Prognosen der Analysehäuser zwischen 1,15 und 1,20.

"Bullish" auf den Euro

"Es ist auch das höhere Zinsniveau in Europa, das Geld in den Euro bringt", ergänzt Christian Nemeth, Chief Investment Officer bei Oppenheim in Wien. Internationale Investoren und Notenbanken seien "bullish" auf den Euro, selbst die indonesische Notenbank habe 15 Prozent ihrer Dollar-Positionen in Euro getauscht, sagt er. Das wiederum hilft den europäischen Unternehmensanleihen, die dadurch von der Währungsseite Aufwind erhalten.

Wann die Wirklichkeit entscheidet, ob Aktien- oder Anleihenleute richtig liegen, ist keinem Marktteilnehmer zu entlocken. Dass die Zinsen bald steigen, was der größte Feind der Anleihen wäre, glaubt niemand, im Gegenteil. Aber: Niedrige Zinsen machen ja auch Aktien tendenziell billiger, das sollte also zumindest kurzfristig attraktiv wirken.

Klarer Trend zeigt sich noch nicht

Auf der Unternehmensseite zeigen die Quartalsgewinne zwar nach oben, allerdings gehen viele gute Zahlen auf die Effekte der Kostensenkung zurück. Für die Aktien spricht wiederum, dass der Ölpreis zurückgekommen ist. Ein klarer Trend zeigt sich noch nicht. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe 15.5.2003)