Wien - Trotz härter werdenden Wettbewerbs und Problemen mit der Profitabilität lassen viele große Stahlunternehmen relativ einfache Möglichkeiten der Kosteneinsparung ungenutzt und vergeuden so viel Geld. Zu diesem Schluss kommen Wolfgang Keplinger und Dietrich Neumann vom international tätigen Beratungsunternehmen A. T. Kearney in einer Studie.

Keplinger und Neumann haben 21 weltweit führende Stahlunternehmen unter die Lupe genommen, darunter Arcelor aus Luxemburg, die koreanische Posco, Thyssen-Krupp aus Deutschland und die heimische Voestalpine. Untersucht wurde die Effizienz des eingesetzten Nettoumlaufvermögens, also all das, was vorfinanziert werden muss, bis durch den Produktverkauf wieder Geld in die Unternehmenskasse kommt.

Potenzial

Die Studie zeigt, dass bei den untersuchten 21 Stahlkochern ein Potenzial zur Kapitalreduktion von 7,7 Mrd. bis 13,9 Mrd. Euro besteht. Das entspricht 17 bis 30 Prozent des eingesetzten Nettoumlaufvermögens. Für die Gruppe der neun europäischen Stahlhersteller wurde ein Sparpotenzial von 3,6 Mrd. bis 6,0 Mrd. Euro identifiziert; dies entspricht 15 bis 24 Prozent des Nettoumlaufvermögens.

Voestalpine vorne

Die Voestalpine kommt in der Untersuchung gut weg. "Das Unternehmen liegt weit vorne im Bereich des besten Viertels", sagte Keplinger im Gespräch mit dem STANDARD.

Schwächen sehen die Autoren vor allem in den zum Teil sehr hohen Lagerbeständen, was auf Mängel im Bestandsmanagement zurückzuführen sei. "Da ist viel Geld gebunden, das anderswo produktiver eingesetzt werden könnte", sagte Keplinger. Teilweise gebe es sowohl beim Lieferanten als auch beim Kunden doppelte Bestände. Das koste.

Abweichende Zahlungsziele

Eine weitere Schwäche seien die zum Teil sehr stark voneinander abweichenden Zahlungsziele, die Kunden ohne erkennbaren Grund eingeräumt würden. Optimierungsbedarf sieht das Autorenteam auch bei den Verbindlichkeiten. "Da werden oft unnötig früh Zahlungen ausgelöst", sagte Keplinger.

Die Reduktion des Nettoumlaufvermögens habe unmittelbare Auswirkungen auf die Nettoprofitabilität der einzelnen Unternehmen. Diese könnte durch ein optimiertes Management der eingesetzten Mittel um 20 bis 36 Prozent gesteigert werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 15.5.2003)