Rom - Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi fürchtet ein Wahlduell gegen den gegenwärtigen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi bei etwaigen Neuwahlen nicht. "Wenn es zu Neuwahlen kommen sollte, werde ich für Italien so viel geleistet haben, dass ich nicht einmal einen Wahlkampf zu führen brauchen werde", sagte Berlusconi am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten. Er reagierte damit auf den Appell des Chefs der oppositionellen Linksdemokraten Piero Fassino, der Prodi aufgefordert hatte, nach Ende seines EU-Mandats 2004 nach Italien zurückzukehren, um sich an die Spitze einer linksorientierten Anti-Berlusconi-Allianz zu stellen. Die Legislaturperiode sollte in Italien 2006 zu Ende gehen.

Opposition fordert bei Verurteilung Rücktritt Berlusconis

Spekulationen über einen möglichen Sturz der seit 2001 amtierenden Regierung Berlusconi im Fall einer Verurteilung des Regierungschefs im Rahmen des SME-Korruptionsprozesses kursieren seit Wochen. Die Opposition meint, dass der Regierungschef, der ab 1. Juli die EU-Präsidentschaft übernimmt, zurücktreten müsste, sollte er wegen Richterbestechung verurteilt werden. Berlusconis Vertrauensmänner bestreiten jedoch heftig, dass der Ministerpräsident in diesem Fall seine Demission einreichen müsste. Im Fall einer Verurteilung müsste ihrer Ansicht nach erst ein Berufungsverfahren stattfinden.

Prodi hatte am Mittwoch nach den Worten seines Sprechers Marco Vignudelli ausgeschlossen, sich im Wahlkampf gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi engagieren zu wollen, sollte es in Italien zu Neuwahlen kommen. "Prodi ist vollkommen mit seiner Arbeit in Europa beschäftigt, deren positive Resultate alle sehen können. Er wird seine Aufgaben mit dem üblichen Engagement fortsetzen", betonte Prodis Sprecher. Prodis Amtszeit als EU-Kommissionspräsident läuft im Herbst 2004 aus.

Die Opposition kritisierte Berlusconi inzwischen erneut wegen seiner Offensive gegen die Mailänder Richter, die er beschuldigt, eine politische Kampagne gegen seine Regierung zu führen. "Berlusconi attackiert täglich das Justizsystem und will die Richter unter seine Kontrolle bringen. Er manipuliert außerdem die Medien für seine Zwecke und verfolgt eine Strategie, die Italien völlig unter seine Kontrolle zu bringen droht", warnte Oppositionschef Francesco Rutelli.(APA)