Wien - "Tänzer der Old Economy" - so nannte das Nachrichtenmagazin "Format" im vergangenen Herbst den Industriellen Mirko Kovats, der mit dem Erwerb des knapp 20-prozentigen voestalpine-Aktienpakets an der VA Tech seinen zweifellos bisher größten Deal landete. Es war ein gleichzeitig typisches und untypisches Geschäft: Ersteres, weil Kovats und seine im Hintergrund bleibenden Co-Investoren einmal mehr auf den Anlagen- und Maschinenbau setzten, untypisch, weil sich der 55-jährige nach eigenen Aussagen dieses Mal damit begnügen möchte, Finanzinvestor zu bleiben.

"Geheimnisvoller Industrieller und Discobesitzer"

Bei den anderen Deals, die der "geheimnisvolle Industrielle und Discobesitzer" (Format) in regelmäßigen Abständen einfädelt, werden die übernommenen Objekte "umgekrempelt" und in sein Industrieimperium eingebaut - wenn sie denn glückten.

Keine besondere Fortune scheint Kovats mit den deutschen Industriekonzernen zu haben, die ihre verlängerten österreichischen Werkbänke still legen oder abstoßen wollen: Der Kauf des Traiskirchener Semperit-Reifenfabrik von der Hannoveraner Continental scheiterte ebenso wie der Plan, das Wiener TV-Geräte-Werk vom maroden deutschen Elektrogerätehersteller Grundig zu übernehmen.

Am Anfang war Emco

Begonnen hat die Geschichte seines gar nicht mehr so kleinen Industrieimperiums 1997, als Kovats die Hälfte des Salzburger Maschinenbauers Emco übernahm. Erst Ende Ende 2002 gingen die zweiten 50 Prozent des Halleiner Unternehmens an etwa öffentlichkeitsscheuen studierten Handelswissenschaftler über.

Ende 2001 übernahm Kovats zusammen mit seinem Parter Christian Schmidt von der so genannten "Pleiteholding" GBI den steirischen Elektromotorenhersteller Austria Antriebstechnik ATB, der nach Umorganisation und Personalabbau trotz heftigen konjunkturellen Gegenwindes mittlerweile schwarze Zahlen schreibt.

Ehrgeizige Ziele

Bei Kauf der Grazer Austrian Energy Energietechnik (AEE) aus der Masse des insolventen deutschen Babcock-Konzerns im August 2002 hat sich Kovats gegen gut zwei Dutzend höchst interessierter Mitbieter durchgesetzt. Das steirische Unternehmen ist ein Systemanbieter im Bereich Energie- und Umwelttechnik, der auf die Herstellung von Dampferzeugern, Rauchgasreinigungen und Biomasseanlagen spezialisiert ist. Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben heute wieder über volle Auftragsbücher verfügt, hatte bis 1999 zur VA Tech gehört, in die sich Kovats nun auch eingekauft hat. Für die AEE hatte die VA Tech 1999 zehn Prozent an der größten Babcock-Tochter, der Babcock Borsig Power, eingetauscht - was ihr nach deren Pleite übrigens Abschreibungen von mehr als 40 Mio. Euro bescherte.

Die Ziele von Kovats sind jedenfalls ehrgeizig: Er will nicht mehr und nicht weniger als "die größte österreichische Industriegruppe der Old Economy aufbauen". Bis dahin dürfte er freilich noch ein Stück Weg zurückzulegen haben: Der kumulierte Umsatz seiner Beteiligungsgesellschaften liegt bei rund 400 Mio. Euro. Ihm bleibe aber noch "viel Platz für meine Aktivitäten, wenn gerade in Österreich noch viele Konzerne ihre Standorte aufgeben", meinte der Investor einmal in einem Interview.

Der am 3. August 1948 geborene Kovats ist verheiratet und hat zwei Söhne, darüber hinaus ist kaum etwas über sein Privatleben bekannt. Neben dem Industrieimperium besitzt er noch zwei Hotels in Wien sowie die Wiener Discotheken U4 und Nachtwerk. (APA)