Wien - Noch sieht die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Anlass, von ihrer bisherigen Prognose eines realen Wirtschaftswachstums von 1 Prozent im Jahr 2003 für die Eurozone abzugehen. Dies gab am Donnerstag Klaus Liebscher, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und Ratsmitglied der EZB, in Wien bekannt, auch nach den letzten Daten der größten Volkswirtschaft Deutschland und den heutigen Quartalsschätzungen für die Eurozone.
Liebscher erwartet allerdings "nur eine schrittweise Erholung" des realen Wirtschaftswachstum im "späteren Verlauf des Jahres 2003, die sich dann 2004 beschleunigen sollte". Liebscher sprach von einem weiterhin relativ hohen Prognoserisiko, und zwar wegen makroökonomischer Ungleichgewichte außerhalb des Euroraums, Unsicherheiten über den Restrukturierungsbedarf der Unternehmen im Eurogebiet, insbesondere aber auch wegen der sich in Asien weiter ausbreitenden Lungenkrankheit SARS mit "doch schärferen Konsequenzen".
Aus heutiger Sicht sollte - unter Annahme eines zum US-Dollar gestärkten Euro, der über die Importe preisdämpfend wirke, des als verhalten prognostizierten Wirtschaftswachstums, der nach dem Irak-Krieg wieder rückläufigen Ölpreise und einer gemäßigten Lohnentwicklung "der Preisanstieg im Euroraum mittelfristig unter die 2-Prozent-Marke sinken".
In wenigen Wochen werde die EZB auf Basis der neuen Datenlage beurteilen, ob der Ausblick für Preisstabilität weiterhin günstig bleibe.
Ausdrücklich mahnte Liebscher am Donnerstag die Euroländer, den Stabilitätspakt nicht aufzuweichen. (APA)