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Jacques Rogge

Foto: REUTERS/Yiorgos Karahalis
Für Jacques Rogge ist es der wichtigste Wettbewerb seiner noch jungen Amtszeit als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Mindestens vier Fernsehstationen der USA werden sich in der ersten Juni-Woche in Lausanne zum Poker um die amerikanischen Fernsehrechte für die Winterspiele 2010 und die Sommerspiele 2012 treffen. Dabei geht es für den 60-jährigen Belgier vor allem darum, das finanzielle Fundament für den olympischen Sport ab dem Jahr 2008 zu legen. Bis dahin hat das IOC nahezu alle Rechte verkauft. Die kommerziellen Einnahmen werden in der olympischen Periode 2005 bis 2008 deutlich über 4,5 Milliarden Dollar betragen.

"Wenn es möglich ist, einen guten Preis zu erzielen, dann schließen wir bereits im Juni ab", sagt Thomas Bach. Der deutsche IOC-Vizepräsident tagt mit seinen 14 Kollegen aus der IOC-Exekutive in Madrid, die auch letzte Absprachen für den TV-Gipfel treffen wird. Die US-Bieter sollen sich am 5. und 6. Juni getrennt präsentieren und dann Offerte abgeben. Einen Tag später soll dann "nach einem transparenten Prozess, bei dem der Meistbietende nicht unbedingt gewinnen muss" (Rogge), der Sieger feststehen.

Unter Druck

Rogge hatte im Vorfeld seiner Wahl zum Präsidenten 2001 erklärt, für seine Vision von begrenzten, maßvollen, billiger zu veranstaltenden Spielen würde er auch einen "Einnahmeverlust von 10 bis 15 Prozent" hinnehmen. Die Realitäten haben den IOC-Präsidenten längst eingeholt. Ohne Zuwachsraten kann auch der Unternehmer IOC bei seinen Geschäften nicht auskommen. Somit steht Rogge unter Druck. Beim Poker mit den TV-Giganten NBC, CBS, ABC und FOX sowie möglicherweise auch mit AOL Time Warner wird für ihn das deutliche Überspringen der 1,5-Milliarden-Dollar-Hürde zur Pflicht.

So viel nämlich, 894 Millionen für Peking und 613 für Turin, hat NBC für die Sommer- und Winterspiele 2008 und 2006 hingeblättert. Für das olympische Doppel 2010 (Salzburg ist einer der drei Kandidaten) und 2012 strebt Rogge deutlich höhere Einnahmen an. Er findet einen günstigen Abschluss so wichtig, dass er sich selbst zum Vorsitzenden der TV-Kommission des IOC gemacht hat. Sollten Salzburgs Rivale Vancouver für 2010 und New York für 2012 zum Zug kommen, würde dies den US-Networks hohe Einschaltquoten und damit ein sattes Geschäft versprechen.

Gelingt dem IOC ein Abschluss deutlich über 1,5 Milliarden Dollar, dann hat es auch einen Maßstab für den noch nicht terminisierten Rechtehandel mit Europa und der übrigen Welt gesetzt. Die Europäische Rundfunk-Union (EBU) hat für Turin (135 Millionen) und Peking (443 Millionen) Zahlungen in Höhe von 578 Millionen Dollar vereinbart. Diese Summe hält das IOC noch für sehr steigerungsfähig und will dazu den Wettbewerb anheizen.

"Free-TV hat Vorrang"

Bisher gingen die Europa-Rechte seit den Rom-Spielen 1960 ausschließlich an die EBU und damit auch an den ORF. Diesmal wird das IOC die Privaten zu einem echten Wettbewerb bitten. Es hat dabei laut Bach, der von Rogge zum IOC-Chefverkäufer für Europa bestimmt wurde, folgende Prioritäten: "Free-TV hat Vorrang, Pay-TV kann als Ergänzung eine Rolle spielen." Ganz wichtig sei es, dass vom Gesamtangebot von 3800 TV-Stunden bei Olympischen Spielen so viel wie möglich gesendet werde. (APA/dpa)