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Der in Algerien befreite Tiroler Christoph Langes mit seiner Freundin bei der Ankunft.

Foto: APA/Jäger

Salzburg/Berlin/Algier - Die in der Sahara entführten Touristen waren mit ihren Bewachern offenbar wochenlang auf der Flucht.

Um das Schicksal der noch 15 Vermissten - zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer - bestand auch am Donnerstag große Sorge. Die deutsche Regierung hielt sich mit Äußerungen weiter strikt zurück. Alle zehn Österreicher sowie sechs Deutsche und ein Schwede waren am Dienstag vom algerischen Militär aus der Gewalt islamistischer Terroristen befreit worden.

Vorbereitungen für die Befreiung

Die Regierung in Algier teilte mit, die Suche nach der zweiten Gruppe werde intensiv fortgesetzt. Algerischen Pressemeldungen zufolge steht ein gewaltsame Befreiung der Geiseln bevor. "Ein Angriff scheint sich abzuzeichnen", schrieb die Tageszeitung "Le Quotidien D'Oran" am Donnerstag und berief sich dabei auf Angaben eines Reiseveranstalters im Süden des Landes.

Terrorismus-Experten in algerischer Hauptstadt

Die 15 verschleppten Touristen sollen in der Bergregion von Tamelrik etwa 150 Kilometer von Illizi entfernt gefangenen gehalten werden. Die Schweiz entsandte nach Angaben des Außenministeriums vom Donnerstag zwei Terrorismus-Experten in die algerische Hauptstadt, um Informationen über ihre Landsleute zu sammeln.

"Sie wollten Geld, um sich Waffen zu besorgen"

Einer der acht befreiten Salzburger, Gerhard Wintersteller, berichtete in einem RTL-Exklusiv-Interview, die Geiselnehmer seien "reine islamistische Terroristen", die die Regierung stürzen und einen Gottesstaat einrichten wollten. "Sie wollten Geld, um sich Waffen zu besorgen", sagte Wintersteller. Die Geiselnehmer hätten sich seiner Gruppe in einem deutschen Touristenauto genähert. Da es unter Sahara-Reisenden üblich sei, Neuigkeiten auszutauschen, habe sein Fahrzeug angehalten. Sofort seien acht Terroristen aus dem anderem Wagen gesprungen und "hielten uns die Kalaschnikows vor die Nase". Alle Geiseln hätten sich auf den Boden werfen müssen.

Intervalle der Flucht wurden immer kürzer

Anschließend seien sie vier Tage mit ihren Bewachern zu einem wasserlosen Flusstal gefahren, wo sie vier oder fünf Tage versteckt gehalten worden seien. Das Ganze habe sich mehrere Male wiederholt. "Dann wurden die Intervalle immer kürzer, sie spürten, dass ihnen das Militär auf den Fersen ist." Am Ende sei die Gruppe jede Nacht auf der Flucht gewesen. "Unsere Schuhe waren zerfetzt, wir waren am Ende unserer physischen Kräfte, konnten einfach nicht mehr", sagte Wintersteller. Zu der Befreiungsaktion sagte er aus Rücksicht auf die noch Vermissten nichts.

Berichte ab Montag

Der Salzburger Ingo Bleckmann hat während der Geiselhaft 15 Kilo abgenommen, ist aber körperlich und mental fit. Am Tag nach seiner Heimkehr erfüllte er sich einen offenbar lang gehegten Wunsch: Er radelte mit seinem jüngsten Sohn auf den Wochenmarkt "Schranne" und genehmigte sich dort ein frisches Backhendel. Seine Frau Monika kündigte in ihrer Funktion als Sprecherin der Angehörigen für kommenden Montag eine Pressekonferenz in Salzburg an. Der Termin wurde nach ihrer Darstellung unter anderem aus Rücksicht auf die 15 noch festgehaltenen Sahara-Touristen so spät angesetzt.

Salafisten-Gruppe verantwortlich

Die Streitkräfte bestätigten, die die Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) sei für die Geiselnahme verantwortlich. Die Gruppe soll Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida haben. Nach Berichten algerischer Medien spürte die Armee zwei Gruppen rund 1.900 Kilometer südlich von Algier in der Wüste auf. Offenbar wurde am Dienstag nur eine der beiden Gruppen angegriffen. Es soll ein stundenlanges Feuergefecht gegeben haben, bei dem angeblich neun Geiselnehmer getötet wurden. (APA/AP/dpa)