Die Dorschfischer-WM findet jedes Jahr Ende März auf den Lofoten in Norwegen statt.

Foto: mak/derStandard.at

Das stundenlange Ausharren in der Kälte scheint sich zu lohnen. Stolz präsentieren die Fischer ihre Ausbeute.

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Auch Frauen nehmen teil, sind aber in der Minderheit. Die Freude ist groß, wenn dann tatsächlich ein Dorsch anbeißt.

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In einer Halle werden die Fische gewogen und ausgenommen ...

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... und an die Besucher zu günstigen Preisen verkauft.

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Wie Trophäen tragen die Fischer ihre Ausbeute in die Halle. Die Dorsche sind in transparente Plastikbeutel, fast so groß wie Müllsäcke, gehüllt. Mit ihnen kommt ein Schwall Kälte herein, denn in Svolvaer, der inoffiziellen Hauptstadt der Inselgruppe Lofoten im Nordwesten Norwegens, hält der Frühling erst ab April langsam Einzug. Die Winter sind hier aber vergleichsweise mild, der Golfstrom sorgt für eisfreie Häfen und ein maritimes Klima. Bei der Dorschfischer-Weltmeisterschaft am letzten Märzwochenende geht es alljährlich darum, den schwersten Fisch sowie die meisten Kilogramm Dorsch zu fangen.

Dorsche kommen zum Laichen

Zwischen Mitte Februar und Ende April kommen Millionen von arktischen Dorschen aus der russischen Barentssee, um in den vergleichsweise warmen Gewässern des Vestfjord vor den Lofoten zu laichen. Während dieser Zeit sieht man überall mächtige Holzgerüste stehen, auf denen die ausgenommenen Dorsche zum Trocknen aufgehängt sind, um drei Monate später als Stockfisch vor allem nach Italien und Portugal exportiert zu werden. Die Dorschköpfe gehen nach Afrika, wo sie im Suppentopf landen. Die Leber wird zu Lebertran verarbeitet, ein hellgelbes Öl, das unter anderem Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D enthält.

Freitag ist der Lofoten-Cup, Samstag die Weltmeisterschaft. Stundenlang stehen die rund 600 Teilnehmer, die meisten davon sind aus Norwegen aber auch ein paar Deutsche sind heuer angereist, auf ihren Kähnen und halten die Angel in die raue See. Gegen Kälte und Langeweile wird mit Jägermeister und Aquavit angetrunken. Heuer sind 83 Boote unterwegs, die Angler freuen sich über Abwechslung, denn ab und an rauscht ein Zodiac-Boot mit Touristen in Thermoanzügen vorbei, man winkt sich gegenseitig zu. Das Publikum ist mehr als erwünscht, der Bewerb wurde vor 21 Jahren immerhin eingeführt, um den Tourismus anzukurbeln.

Billige Frischware

Harald Taarud ist noch recht nüchtern, als er mit dem Fischsack in der Hand in die Halle kommt. Er ist mit Arbeitskollegen und Klienten aus Oslo angereist und von neun bis halb zwei Uhr Nachmittags draußen gewesen. Das Resultat: Zwei Fische, insgesamt 15,8 Kilo. "Weltmeister werde ich damit nicht gerade", sagt er mit einem Schmunzeln. Nachdem die Dorsche in der Halle eingetroffen sind, werden sie von Männern in weißen Kitteln entgegengenommen, aus den Säcken geschält und abgewogen. Dann werden, umringt von Kindern die große Augen machen, die Innereien herausgestochen, die Fische selbst kommen in große weiße Bottiche.

Die frischen Dorsche werden ein paar Meter weiter drüben für 20 Kronen das Kilo verkauft. "Das ist sehr billig, normal zahlen wir 70 Kronen oder mehr dafür", erklärt einer der Männer im Kittel. Familienväter tragen die billige Frischware säckeweise aus der Halle, in der schon am frühen Nachmittag Volksfeststimmung herrscht. Eingehüllt in Mäntel und Jacken sitzt man zusammen auf Bierbänken, lauscht der Live-Musik, isst frischen Fisch-Burger und Waffeln und trinkt Bier.

Tausende Kilo Dorsch

Exakt 9.326 Kilogramm holen die WM-Teilnehmer an diesem Samstag aus dem Meer. Bjorn Johansen, ein Däne der in Norwegen lebt, fährt mit einem 19,2 Kilogramm schweren Fisch den WM-Sieg ein. Mit 217,30 Kilogramm fängt Lofoten-Bewohner Kurt Sandslett gewichtsmäßig die größte Gesamtmenge. Der Hauptstädter Harald behält recht, mit nur 15,8 Kilo geht er heute ohne Pokal nach Hause. Aber das macht nichts. Ihm, so sagt er, gehe es ohnehin nur um den Spaß. (Maria Kapeller, derStandard.at)