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Wien - Der Chef der börsenotierten Erste Group, Andreas Treichl, rechnet damit, dass die Risikokosten der Gruppe spätestens 2013 auf das Vor-Krisen-Niveau zurück gehen werden, wie er am Dienstagabend im Internet-Chat seiner Bank bekundete.

Für 2010 hatte die Bank neuerlich mehr als 2 Mrd. Euro für Vorsorgen und Wertberichtigungen für faule Kredite zur Seite legen müssen. Im Jahresabstand gab es da nur einen leichten Rückgang um 1,2 Prozent.

Was Ängste vor der Schuldenkrise betrifft, so glaubt Treichl persönlich nicht an den großen Crash. "Aber die Schuldenkrise wird uns noch lange begleiten."

Zur Lage in Portugal und auf Fragen, ob Österreich da abermals in die Bresche springen und den Euro-Rettungsschirm mitfinanzieren wird müssen, äußerte sich der Erste-Chef verhalten. "Ich meine, dass sich Portugal trotz aller politischen Probleme bemüht, seine Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen - "wenn's nicht gelingt, wird die EU und damit Österreich wohl einspringen müssen."

Mit dem Engagement der spanischen Großsparkasse La Caixa als strategischer Aktionär und Partner ist Treichl sehr glücklich, wie er sagt. "La Caixa hat drei Regionen in der Welt identifiziert, die in den nächsten Jahrzehnten nachhaltigen Wachstum versprechen: China, Lateinamerika und Osteuropa, und sie haben sich für jede Region den bestmöglichen Partner ausgesucht". Konkrete gemeinsame Expansionsschritte seien aktuell nicht geplant. "Wir sind gerade dabei die Kooperation auszubauen".

Die Auswirkungen der Katastrophe in Japan auf die Welt werden nach Einschätzung des Erste-Chefs wirtschaftlich viel weniger dramatisch sein als viele glaubten. "Aber diese Katastrophe wird die Energiepolitik der Welt nachhaltig verändern." 

Treichl warnt vor Eingriffe in private Kreditverträge

Treichl steht Plänen der ungarischen Regierung kritisch gegenüber, die Höhe der Rückzahlungsraten bei Schweizer-Franken-Krediten einzufrieren. Er halte "prinzipiell wenig von staatlichen Eingriffen in private Kreditverträge", sagte Treichl am Dienstagabend im Internet-Chat seines Hauses. "Im Lichte der zunehmenden Stabilisierung der ungarischen Währung scheint der Sinn eines solchen Eingriffs auch zweifelhaft", sagte Treichl.

Die Regierung in Budapest plane, die Kreditraten bei auf Schweizer Franken lautenden privaten Hypothekarkrediten bei einem Wechselkurs von unter 200 Forint pro Franken einzufrieren, sagte der Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschaftsausschusses, Antal Rogan, laut einem Bericht der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Im Falle eines weiteren Wertverlustes des Forint gegenüber dem Franken würde die dadurch zusätzlich entstehende Kreditschuld auf einem eigenen Forint-Kreditkonto verbucht. Für diese Schulden, die in fünf Jahren rückzahlbar wären, würde der ungarische Staat geradestehen, erklärte Rogan am Dienstag dem ungarischen Fernsehsender TV2. Für diese Staatshaftung müssten die Banken dem Staat Garantiegebühren zahlen.

Sollte der Forint gegenüber dem Franken wieder erstarken, würden sich die Kreditraten nicht vermindern, sondern die Differenz würde dazu verwendet, die auf dem neuen Forint-Kreditkonto aufgebaute Verbindlichkeit abzubauen.

Für die neuen, günstigen Forintkredite sollen aus dem Staatsbudget 50 bis 60 Mrd. Forint (189 bis 227 Mio. Euro) bereitgestellt werden, schrieb die Tageszeitung "Magyar Hirlap". Der Rettungsplan sieht außerdem vor, dass die Eigenheime von Kreditnehmern, die ihre Hypothekarkredite nicht mehr zurückzahlen können, in staatliche subventionierte Mietshäuser umgewandelt werden.

Die Ratingagentur Moody's hat am Dienstag die Bonität von sieben Banken in Ungarn herabgestuft, unter anderem auch deshalb, weil viele ihrer Kreditkunden ihre Fremdwährungsdarlehen wegen der Forintschwäche möglicherweise nicht zurückzahlen können. 70 Prozent der aushaftenden Darlehen sind Fremdwährungskredite, die zumeist auf Schweizer Franken lauten. Betroffen sind u.a. die Erste Bank Hungary und die ungarische Tochter der BayernLB, die MKB, an der auch die BAWAG PSK knapp 10 Prozent hält. Darüber hinaus zählen zu den herabgestuften Geldhäusern die OTP, das größte Geldhaus Ungarns, die zum US-Mischkonzern General Electric (GE) gehörende Budapest Bank sowie die K+H Bank, eine Tochter des belgischen Bank- und Versicherungskonzern KBC. (Wien)