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Andres Iniesta (l.) zelebriert sein Tor, weiß aber was noch kommt: "Wir können uns nicht zu sehr entspannen."

Foto: AP/Siu Wu

Barcelona/München/London - Ab der kommenden Woche wird im spanischen Fußball vermutlich der Ausnahmezustand herrschen. Innerhalb von 18 Tagen wird es wohl gleich viermal zu "El Clasico" kommen - zum Klassiker zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. In der Liga und im Pokalfinale treffen die beiden Erzrivalen ohnehin schon aufeinander. Und auch in der Champions League werden sie sich nun kaum mehr aus dem Weg gehen können. Der FC Barcelona steht nach dem 5:1 (2:0) im Viertelfinal-Hinspiel gegen Schachtjor Donezk aus der Ukraine praktisch im Halbfinale der Königsklasse, einen Tag zuvor hatte Real Madrid gegen Tottenham Hotspur ebenso deutlich vorgelegt (4:0).

"Barca hat ein Date mit Madrid!", verkündete die Sporttageszeitung AS am Donnerstagmorgen. Ein Date? Vier! Zunächst mal empfängt Real den Rivalen zum Punktspiel im Bernabeu (16. April). Vier Tage später findet in Valencia schon das Endspiel um die "Copa del Rey" statt (20. April). Und die Halbfinalspiele der Champions League zwischen beiden Mannschaften würden am 27. April und am 3. Mai gespielt. Es ist eine Häufung an Duellen, die es zuletzt im Frühjahr 2009 in Deutschland gab: Damals trafen Werder Bremen und der Hamburger SV innerhalb von 19 Tagen ebenfalls viermal aufeinander: Im Pokal-Halbfinale (3:1 i.E.), im Europa-League-Halbfinale (0:1/3:2, Bremen weiter) und in der Bundesliga (2:0).

"Nichts ist endgültig"

Noch aber, betonten nach einem rauschenden Abend im Camp Nou auch Coach und Spieler des FC Barcelona mit ernster Miene, ist es nicht so weit. "Wir haben ein fantastisches Resultat fürs Rückspiel", sagte Andres Iniesta, er ergänzte aber: "Es mag wie ein Klischee klingen, aber Schachtjor hat sich viele Chancen erarbeitet, und das sollte uns eine Warnung sein fürs Rückspiel. Wir können uns nicht zu sehr entspannen." Auch Trainer Pep Guardiola blieb zurückhaltend: "Es ist nichts endgültig", sagte er. Ähnlich hatten Trainer und Spieler von Real Madrid am Vortag geklungen.

In der Tat schmeichelte das Resultat dem FC Barcelona dann doch ein wenig. Iniesta (2.), Dani Alves (34.), Gerard Pique (53.), Seydou Keita (60.) und Xavi (86.) ließen das Spiel nach einem Spaziergang aussehen, doch Donezk hätte mehr Treffer erzielen können als das zwischenzeitliche 3:1 durch Jaroslaw Rakyzkji (60.). "Wir hatten genug Chancen, um schon zur Halbzeit in Führung zu liegen, und wir haben ihnen geholfen, vier Treffer zu erzielen", sagte der ukrainische Torschütze unwidersprochen. "Wir haben gegen eine Fußball-Maschine verloren", ergänzte Trainer Mircea Lucescu.

Das Rückspiel aber ist nur noch Formsache, zumindest statistisch betrachtet. Wie für Real, so gilt auch für Barca: Noch nie ist es einer Mannschaft im Europapokal der Landesmeister oder in der Champions League gelungen, einen derart großen Rückstand aufzuholen. Und eine Differenz von drei Treffern wurde auch nur einmal wettgemacht: Deportivo La Coruna unterlag im Viertelfinale der Saison 2003/04 beim AC Mailand mit 1:4, das Rückspiel vor eigenem Publikum gewannen die Spanier anschließend mit 4:0.

Englischer Krimi geht in nächste Runde

Die meiste Spannung im Viertelfinale haben zur "Halbzeit" Chelsea FC und Manchester United aufgerecht erhalten. Dem Einzug in die Runde der letzten vier, wo voraussichtlich Inter-Bezwinger FC Schalke 04 warten würdem näher gekommen sind die "Red devils", die vor den Augen von Österreichs UEFA-Delegiertem Georg Pangl (Bundesliga-Vorstand) mit dem 1:0 den ersten Erfolg an der Stamford Bridge seit 2002 oder nach zehn Partien (0-4-6) feierten. Matchwinner im 159. Duell der Insel-Giganten war Wayne Rooney, der in der 24. Minute eine mustergültige Ryan-Giggs-Vorlage verwertete.

"Wayne ist in ausgezeichneter Form. Er hat uns mit seinem fantastischen Tor eine wirklich große Aufstiegschance eröffnet. Er musste Beschimpfungen und Attacken über sich ergehen lassen, hat alles weggesteckt und nur gespielt. Und das gut", lobte ManU-Coach Alex Ferguson seinen Stürmer, der sich diesmal als braver Musterknabe gezeigt hat. Der schottische Trainer ist überzeugt, dass es in Old Trafford nochmals ein "ganz enges Spiel" wird. Am Mittwoch gewannen die Gäste auch aufgrund ihres stärkeren Mittelfeldes, das die Gegner gut in Schach hielt.

Fernando Torres, der nur die Stange traf, Didier Drogba, Frank Lampard, der in seinem 500. Pflichtspiel für die "Blues" Patrice Evra auf der Linie anschoss, Michael Essien und Co. machten kaum einen einen Stich, sie wirkten in der Neuauflage des Moskauer CL-Finales von 2008 (6:5 im Elferschießen für ManU) zeitweise harm-, rat-, ideen-, systemlos. Fast gelähmt, so dass sich der russische Mäzen Roman Abramowitsch auf der Ehrentribüne seine Haare raufte. Nur kurz vor und nach der Pause sowie im Finish, als die Hausherren zur Schlussoffensive bliesen, keimte Hoffnung auf. Aber letztlich erwies sich alles als Strohfeuer.

Nach seinem 100. Spiel auf Chelseas Trainerbank haderte Carlo Ancelotti mit dem Schicksal und vor allem mit der Szene in der Nachspielzeit, als Evra im ManU-Strafraum Ramires regelwidrig gestoppt hatte. "Das war ein klarer Elfmeter, jeder hat das gesehen. Unser Nachteil war, dass das Foul in der letzten Minute passiert ist und da ist es für den Referee nicht immer leicht, auf den Punkt zu zeigen. Dazu benötigt man Mut und Persönlichkeit", meinte der enttäuschte Italiener und dachte schon an Old Trafford: "Es wird schwierig, wir müssen dort gewinnen. Wir haben aber genügend Selbstvertrauen, es zu schaffen. United hat eine Chance herausgespielt und daraus ein Tor gemacht. Das können wir auch. Es wird taktisch ganz anders aussehen." (SID/APA/Reuters/red)