Peru wählt am 10. April den Nachfolger Präsident Alan Garcias, der laut Verfassung keine zweite Amtszeit regieren darf. Der Urnengang verspricht spannend zu werden: fünf Kandidaten liegen in Umfragen fast gleichauf, eine Stichwahl am 5. Juni dürfte erforderlich werden. Gleichzeitig wird ein neues Parlament gewählt.
Derzeit liegt Ex-Militär Ollanta Humala, der 2006 gegen Garcia verlor, an der Spitze. Die Abstände zwischen den fünf bestgereihten Kandidaten sind allerdings so gering, dass sich kein Institut eine Prognose für das Ergebnis der Stichwahl zutraut.
Humala konnte in der ersten Runde der vorigen Präsidentenwahl einen glatten Sieg verbuchen. Dass er in der Stichwahl dennoch unterlag, wird auf Garcias damalige Kampagne, die das Naheverhältnis des Linkskandidaten zu Venezuelas Präsident Hugo Chavez in den Vordergrund stellte, zurückgeführt.
"Ich bin kein Linker"
Diesmal gibt sich Humala, dessen Bruder Antauro 2005 den Angriff auf eine Polizeistation anführte, betont gemäßigt: "Ich bin kein Linker, ich bin kein Chavist", verkündete er auf einer Wahlveranstaltung. Auf seinem Programm steht aber weiterhin die Forderung nach einer Verfassungsreform, und die Verträge mit ausländischen Firmen will er neu verhandeln.
Zurückrudern muss indes Keiko Sofia Fujimori: die Tochter des Ex-Präsidenten, der derzeit wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschenrechte im Gefängnis sitzt, hatte die Befreiung ihres Vaters als Ziel genannt, weil das Volk das Urteil für ungerecht hält." Mittlerweile bemüht sie sich zu betonen, dass "die Familie Fujimori sich an die Entscheidungen der Justiz hält". Alberto Fujimori organisiert von seiner Zelle aus Keikos Wahlkampf, der unter dem Motto "Ordnung und Sicherheit für alle" steht.
Die Rechtskandidatin spricht damit einen Teil der peruanischen Wählerschaft an, der nicht besonders viel Vertrauen in die Demokratie setzt: laut der am Mittwoch veröffentlichten "Latinobarometer"-Umfrage gaben in Peru nur 48 Prozent der Befragten an, sie würden unter keinen Umständen eine Militärregierung unterstützen. Lateinamerikaweit waren es immerhin 63 Prozent.
"Wahl zwischen Krebs und Aids"
Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa bezeichnete eine mögliche Stichwahl zwischen Humala und Fujimori eine "Wahl zwischen tödlichem Krebs und Aids".
Ex-Präsident Alejandro Toledo hat eine Bilderbuchkarriere vorzuweisen: er arbeitete sich vom Schuhputzer zum Professor an der Wirtschaftsuniversität hoch. Seine Umfragewerte haben allerdings letzter Zeit unter Vorwürfen, er pflege einen exzessiven Lebensstil, gelitten. Für viele Angehörige der peruanischen Mittelschicht gilt er aber als das geringere Übel. Toledo führte lange die Umfragen an, hat aber Stimmen an Humala und seinen ehemaligen Premierminister Pedro Pablo Kuczynski verloren.
Kuczynski wird in peruanischen Medien der Einfachheit halber "PPK" genannt. Der Absolvent der Eliteuniversitäten Oxford und Princeton hat kürzlich seinen US-Pass zurückgegeben und wirbt mit Steuersenkungen, die die Wirtschaft ankurbeln sollen.
Die Umfragewerte Luis Castanedas, des Ex-Bürgermeisters von Lima, sind dramatisch gefallen, seit seine Nachfolgerin Susana Villaran sich über Misswirtschaft und Korruption bei zahlreichen Großprojekten beklagt hat.
Kampf gegen Armut
Alle Kandidaten haben im Wahlkampf versprochen, die Armut bekämpfen zu wollen und gegen Kriminalität vorgehen zu wollen. Die Ansätze sind allerdings unterschiedlich: Keiko Fujimori will mehr Gefängnisse bauen und die Todesstrafe einführen, Toledo setzt auf die Legalisierung von Grundstückstiteln in den Armenvierteln, Humala will die Mehrwertsteuer senken und in Bildung investieren, und Kuczynski hat versprochen, binnen zehn Jahren sei die extreme Armut abgeschafft, falls er gewählt wird. (bed)