Diese Woche hat es uns der ORF aber gezeigt, bistdunarrisch.

Zwar gehörte das eigentlich zu seiner täglichen Aufgabe, es uns zu zeigen, aber es geht, bitte schön, um die Kultur. Und zwar die einzig wahre, reine, schöne, zwerchfellerschütternde, knochenmarkgefrierende hohe Kultur.

Jene von einem steifen "E" veredelte ernsthafte Kultur in Gestalt einer Opernübertragung zur Primetime, Anna Bolena aus der Wiener Staatsoper, ein epischer Vierstünder. Also nicht der andere Klimbim, der mit einem buckligen "U" für die Unterhaltung der Massen knapp überm Sautrog rangiert.

 

 

Foto: ORF/Ali Schafler

Und doch fühlte man sich nicht ganz wohl dabei. Zwar fordert gerade dieses Kästchen immer wieder den Bildungs- und Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen ORF ein, aber dass er so dicke kommt, so buchstäblich erdrückend wirkt, das wurde dabei natürlich nicht bedacht. Irgendwie hatte man E-Kultur leichter in Erinnerung, leptosomer, beweglicher - trotz steifem "E". Wieder was gelernt.

Foto: ORF/Ali Schafler

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Nachdem der ORF seinen Auftrag also kanalfüllend unter Beweis gestellt hatte, widmete er sich tags darauf wieder seiner Kernkompetenz, der leichten Muse.

Man kann nicht jeden Tag Knödeln mit Ei essen, es muss auch einmal was Leichtes sein; denn sogar des Sehers Gesundheit ist Teil des ORF-Auftrags, und auch den erfüllte er Mittwochabend wie ein Vorbild: Laufsport mit Ball auf ORF 1 und ...

 

Foto: Tom Hevezi/AP/dapd

... der Bergdoktor auf ORF 2. Und zwar gleich in Doppelfolge, sodass die Idee der vorsorglichen Gesundenuntersuchung noch den schwerwiegendsten Opernfan erreichen musste.

Man darf also demütig eingestehen, das ORF-Programm ist vorbildlich durchmischt, da gibt's nix. (Karl Fluch, DER STANDARD; Printausgabe, 8.4.2011)

ORF/ZDF/Thomas R. Schumann