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Oskar Lafontaine (hier im Wahlkampf in Rheinland-Pfalz Ende März) sagt, er habe seine Krebserkrankung gut überstanden.

Foto: dapd/Emek

Nicht nur der FDP könnte ein (Generationen-)Wechsel an der Parteispitze bevorstehen. Doch während sich bei den deutschen Liberalen die junge Garde bereithält, geht es bei den Linken in die andere Richtung. Ex-Parteichef Oskar Lafontaine (67) ist offenbar bereit, wieder eine Führungsfunktion zu übernehmen.

In einer "Notsituation" wäre dies nicht ausgeschlossen, sagt Fraktionschef Gregor Gysi, womit klar ist, dass dies nicht bloß eine Einzelmeinung ist. Gysi kennt die Partei wie kein anderer und ist einer der eifrigsten Strippenzieher.

Und eine "Notsituation" sieht so mancher: Bei den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 27. März verfehlten die Linken den Einzug in den Landtag, in Sachsen-Anhalt eine Woche davor verlor die Linke leicht und konnte kein rot-rotes Bündnis mit der SPD schmieden. Es wird dort zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen.

Zudem sind viele Genossen vom aktuellen Spitzenduo schwer enttäuscht. West-Mann Klaus Ernst macht hauptsächlich durch seinen Porsche von sich reden, Ost-Frau Gesine Lötzsch lässt Sympathien für den Kommunismus erkennen. Lafontaine hingegen sitzt als Fraktionschef im Saarland und ist offenbar nicht voll ausgelastet. Mehrmals betonte er in jüngster Zeit, seine Krebserkrankung gut überstanden zu haben. Diese war der Grund für seinen Rücktritt als Bundeschef im November 2009 gewesen.

Widerstand bei Ost-Realos

Doch nicht alle ersehnen ein Comeback Lafontaines. Vor allem die Realos im Osten finden, Lafontaine, der gern Fundamentalopposition betreibt, solle doch im Saarland bleiben. "Ich sehe uns definitiv nicht in einer Notsituation. Die Linke braucht jetzt wahrlich keine Personaldebatte" , sagt Wulf Gallert, Linken-Fraktionschef in Sachsen-Anhalt." Vize-Parteichefin Sahra Wagenknecht, Ex-Sprachrohr der kommunistischen Plattform, meint dagegen: "Es wäre für die Partei ein großer Gewinn, wenn sich Oskar Lafontaine wieder mehr auf bundespolitischer Ebene einbringen würde." (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2011)