Wien - Ziemlich ernüchternd ist für den Ranshofener Alu-Konzern AMAG der erste Handelstag an der Wiener Börse verlaufen: Die Aktie startete am Freitag bei 17 Euro um 10,5 Prozent unter dem Ausgabepreis von 19 Euro, konnte sich bis 13 Uhr bei einem Volumen von 1,4 Millionen Stück (Einfachzählung) aber auf 17,89 Euro erholen und schloss schließlich bei genau diesem Preis.
Die Leadmanager J.P. Morgan und BNP Paribas hätten "die Geschichte vermasselt", glauben Händler (österreichischer Banken) am Wiener Börseparkett.
"Die Kürzung von 17 auf 14 Millionen (alte) Aktien war viel zu wenig - die haben am Mittwoch offenbar 100 Prozent zugeteilt und dann waren am Freitag keine Käufer mehr da", meinte ein Marktteilnehmer. "Ein IPO sollte eigentlich 1,5 bis drei Mal überzeichnet sein."
Rasinger: "Strafaktion" gegen J.P. Morgan
Im Laufe des Vormittags seien dann Käufer in den Markt gekommen, denen der Ausgabekurs zu hoch gewesen sei, was die Verluste dann begrenzt habe. "Dennoch glaube ich nicht, dass wir die 19 so bald wieder sehen." Auch für allfällige Absprachen über begleitende Kursstützungen seien die "Buchführer" verantwortlich und das seien nun einmal nicht die österreichischen Banken gewesen, meinte der Händler.
Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger wertete den enttäuschenden Einstand als "Strafaktion in Richtung J.P. Morgan" (unterschiedliche Teile der US-Großbank hatten das IPO durchgeführt bzw. traten indirekt als Verkäufer der Aktien auf). "Die AMAG hat sich dadurch nicht zu ihrem Nachteil verändert, das ist eine kleine Alu-Voest".
Rasinger kritisierte, dass man schon bei der Vorbereitung des Börsegangs die österreichischen Anleger vernachlässigt habe, "österreichische Anleger wären wahrscheinlich leichter zu gewinnen gewesen als englische oder deutsche." Die jetzigen niedrigeren Kurse seien verlockend, "im Supermarkt kauft man ja auch, wenn es eine Sonderaktion gibt", sagte Rasinger.
Schlechte Starts hatten auch andere
Die AMAG ist freilich nicht das erste Unternehmen mit einem verpatzten Börsedebüt - einen schlechten Start hat vor zehn Jahren beispielsweise die Grazer Andritz erwischt, die heute ein Vielfaches ihres Ausgabepreises wert ist: Andritz begann am 25. Juni 2001 mit einem Minus von 2,4 Prozent. Ein Minderleister der ersten Stunde war auch die Telekom Austria, die gleich um bis zu 7,7 Prozent unter den Emissionskurs von 9 Euro rutschte (21. November 2000). Auch die Bank Austria Creditanstalt verlor am ersten Handelstag (9. Juli 2003) 3,45 Prozent. (APA)