Innsbruck - Bei den österreichischen Gletschern hat sich für das Jahr 2009/10 ein mittlerer Längenverlust von 14,1 Metern ergeben. Das entspreche dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre, hieß es am Freitag bei der Pressekonferenz des Österreichischen Alpenvereins (OeAV) in Innsbruck, bei der der aktuelle Gletscherbericht präsentiert wurde. 82 Gletscher sind demnach zurückgeschmolzen, sieben blieben stationär. 20 sogenannte Gletscherknechte des Alpenvereins haben für den Bericht mit Helfern 89 der 94 Gletscher im September bei teilweise winterlichen Bedingungen untersucht. Die Daten werden im seit 1891 bestehenden Archiv des OeAV gesammelt.
Die größten Rückgänge wurden mit 71,7 Meter am Wasserfallwinkelkees in der Glocknergruppe, mit 61,8 Meter am Obersulzbachkees in der Venedigergruppe und mit 58,4 Meter am Vernagtferner in den Ötztaler Alpen gemessen. Diese Werte sind größere als in den vergangenen Jahren.
Kein einziger ist gewachsen
Während im vorigen Berichtsjahr ein Gletscher vorgestoßen ist, hat sich dieses Mal keiner einziger ausgeweitet. Die Längenverluste lagen so wie im vergangenen Jahr im Durchschnitt der letzten Dekade, einige Gletscher schmolzen aber deutlich mehr als im vorigen Jahr. Dafür verloren nur acht Gletscherenden über 30 Meter, während es 2008/2009 noch zehn waren.
"Der Winter brachte nur durchschnittliche Niederschläge und die Wintertemperaturen lagen 0,6 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Im Sommer waren die Temperaturen ebenfalls überdurchschnittlich und so ist es nicht verwunderlich, dass die Gletscher weiter zurückgehen", erklärte die Leiterin des OeAV-Gletschermessdienstes, Andrea Fischer.
Noch ist genug Substanz vorhanden
Trotz der Rückgänge gehöre die Existenz der heimischen Gletscher aber nicht so bald der Vergangenheit an: Jene mit den stärksten Verlusten seien selbst recht groß. Die mittlere relative Längenveränderung der zehn Gletscher mit den stärksten Rückgängen im Berichtsjahr betrage ein Prozent, sagte Fischer.
Zwei Gletscher, das Kleineiser Kees in der Glocknergruppe und das Prägrat Kees in der Granatspitzgruppe, wurden aus dem Messprogramm genommen, da durch den Rückgang keine aussagekräftigen Messungen durchführbar waren. (APA/red)