Bogotá - Die Präsidenten von Kolumbien und Venezuela, der konservative Juan Manuel Santos und der linksgerichtete Hugo Chávez, wollen sich für eine Wiederaufnahme von Honduras in die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einsetzen. Das teilten beide Staatschefs nach einem Treffen mit dem von vielen Staaten, darunter Venezuela, nicht anerkannten honduranischen Präsidenten Porfirio Lobo am Samstag (Ortszeit) in der kolumbianischen Stadt Cartagena mit.

Die OAS-Mitgliedschaft des mittelamerikanischen Landes war nach dem Putsch gegen den gewählten Präsidenten Manuel Zelaya am 28. Juni 2009 suspendiert worden. Dass sich jetzt auch Chávez für die Wiederaufnahme von Honduras einsetzen will, ist von besonderer Bedeutung, weil er bisher einer der schärfsten Kritiker des Putsches war. Auch den Ende 2009 gewählten Lobo hat er bisher nicht anerkannt, weil die Wahl Folge des Putsches war.

Gespräch mit Zelaya

Santos, Chávez und Lobo erörterten in Cartagena auch das Ergebnis eines Gesprächs, das der im Exil lebende Zelaya am Vortag in der venezolanischen Hauptstadt Caracas mit dem dortigen Außenminister Nicolás Maduro geführt hatte. Lobo habe sich die Argumente Zelayas "mit großem Interesse und großer Bereitschaft, diese zu akzeptieren" angehört, sagte Santos anschließend. Einzelheiten wurden nicht genannt, aber Zelaya fordert, dass politisch motivierte Strafverfahren gegen ihn in seiner Heimat eingestellt werden.

Bei bilateralen Gesprächen vereinbarten Santos und Chávez unter anderem die weitere Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela. Diese waren stark beeinträchtigt worden, nachdem Chávez im vergangenen Jahr zwischenzeitlich die Handels- und die diplomatischen Beziehungen zu dem Nachbarland abgebrochen hatte. Er reagierte damit auf Vorwürfe des Vorgängers von Santos, Alvaro Uribe, Venezuela habe die linken kolumbianischen Rebellen unterstützt.

Die diplomatischen Beziehungen waren nur drei Tage nach dem Amtsantritt von Santos am 10. August vergangenen Jahres wieder aufgenommen worden. Der bilaterale Handel fiel jedoch von 6,0 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) im Jahr 2008 auf nur noch 1,5 Milliarden Dollar im Jahr 2010. Insgesamt unterzeichneten die Präsidenten beider Staaten 16 bilaterale Vereinbarungen über Handel, Infrastrukturprojekte, Tourismus, die Bekämpfung der Drogenkriminalität, Gesundheitsfragen und die Entwicklung der Grenzregionen. (APA)