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Ein noch etwas skeptisch gestimmter US-Außenminister Colin Powell (li) reicht seinem deutschen Amtskollegen Joschka Fischer die Hand.

Foto: Reuters/ Pool

Einen Handschlag für die Fotografen gab es nach knappen Erklärungen doch, aber nur im Abgehen und ganz kurz: US-Außenminister Colin Powell wusste, dass bei seinem Berlin-Besuch am Freitag auf symbolische Gesten geachtet wurde. Deshalb war sein Umgang mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder deutlich kühler als mit Amtskollegen Joschka Fischer, der trotz Kritik an der US-Irakpolitik seine Gesprächsbasis mit Washington erhalten konnte.

Seinen Amtskollegen Fischer drehte Powell sogar in Richtung Fotografen, dass diese das Bild vom ausgiebigen Händeschütteln machen konnten. Später sprach Powell vor der Presse von seinem "Freund Joschka", mit dem er "reinen Herzens sprechen könne", auch über Differenzen. Länger als vorgesehen dauerte auch das fast zweistündige Mittagessen mit Fischer, während das Treffen mit Schröder nur dreißig Minuten - kürzer als vorgesehen und genauso lange wie jenes mit Oppositionschefin Angela Merkel - dauerte.

Nüchtern referierten Powell und Schröder vor der Presse das Ergebnis der Unterredung: "Wir haben offen und direkt miteinander geredet. Dabei ging es um die Unstimmigkeiten in der Vergangenheit", sagte Powell, fügte aber hinzu, dass "zwei Partner und Alliierte" zusammenstehen würden.

Schröder sagte, beide Länder stimmten überein, dass die Sanktionen gegen den Irak möglichst bald aufgehoben werden sollten. Es mache Sinn, bei der UNO in dieser Frage aufeinander zuzugehen. Entgegen bisheriger Aussagen stellte Schröder ein stärkeres Engagement Deutschlands bei der UN-Schutztruppe in Afghanistan in Aussicht: "Ich denke, dass es zu prüfen sein wird, wie man die Sicherheitszonen über Kabul hinaus ausdehnen kann und welche Rolle Deutschland in der Lage ist zu spielen."

Damit würden die USA in Afghanistan entlastet und hätten Kräfte für den Irak frei. Fragen waren nicht zugelassen, womit Schröder offenkundig Fragen vermeiden wolle, wann er denn mit US-Präsident George Bush zusammentreffe. Denn in der Nacht zum Freitag überraschte der hessische Ministerpräsident und potenzielle Kanzlerkandidat der Union, Roland Koch, mit der Nachricht, dass er in Washington mit Bush zusammengetroffen sei. Bush war zu einem geplanten Gespräch von Koch mit Vizepräsident Dick Cheney dazugestoßen. Bush habe signalisiert, er sei an einer Verbesserung der Beziehungen zu Deutschland interessiert, so Koch. CDU-Chefin Merkel hatte jüngst nur Cheney getroffen. (DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.5.2003)