Klagenfurt – Eine "Putzfrau" nahm der Deutsche Orden zum Anlass, den langjährigen medizinischen Leiter seines Friesacher Spitals, Primarius Georg Lexer, zu feuern. Die angebliche außergerichtliche Einigung zwischen Lexer und dem Orden hielt hingegen nur einige Stunden, denn Lexers Anwalt Gernot Murko dementierte umgehend.

Finanzielle Malversationen

Der Orden hatte per Aussendung mitteilen lassen: Das Dienstverhältnis werde mit 31. Mai aufgelöst. Im Gegenzug sei angeboten worden, auf eine Strafanzeige gegen Lexer wegen "Untreue" zu verzichten. Statt sich jedoch dem in solchen Fällen üblichen Schweigegelübde zu beugen, plauderte der Orden offen über "finanzielle Malversationen" seines einstigen medizinischen Aushängeschildes.

Lexer soll dem Spital über einen Verrechnungstrick einen Schaden von 50.000 Euro verursacht haben und damit dem neuen Sparsamkeitsgebot des finanzmaroden Ordens zuwidergehandelt haben. Das soll so ausgesehen haben: Lexer habe der Werbeagentur des Hauses eine Mitarbeiterin des Hauses über eine Zeitarbeitsfirma zur Verfügung gestellt. Diese sei dann dem Friesacher Spital als "Reinigungskraft" rückverrechnet worden. Dieser Betrag werde nun von Lexer an das Haus zurückbezahlt, damit sei der Fall erledigt, heißt es vonseiten des Ordens.

Für Lexer-Anwalt Murko ist diese Darstellung "nachweislich falsch". Eine Mitarbeiterin sei tatsächlich zur Verfügung gestellt worden, nur sei diese vom Wirtschaftsbeauftragten (und Intimfeind Lexers) direkt in die Werbeagentur geschickt und ohnehin als Leiharbeitskraft verrechnet worden. Daher werde sein Mandant auch nichts zurückzahlen.

Gerüchte brodeln

Nun brodeln wieder die Gerüchte. Warum hat der Orden Lexer mit einem verhältnismäßig marginalen Vorwurf angepatzt, während brüderliche Finanzjongleure in Deutschland den einstigen stolzen Spitalskonzern mit immerhin 181 Millionen Euro Schulden fast in den Sand gesetzt hatten?

Das sei nur die Spitze des Eisbergs gewesen, mit der man Lexer zur außergerichtlichen Einigung habe zwingen wollen, vermuten andere. So habe Lexer etwa sündteure Geräte angeschafft und Spitalspersonal in der von ihm ins Leben gerufenen Naturheilklinik beschäftigt.

Keine Zukunftssorgen

Wie auch immer: Um seine berufliche und finanzielle Zukunft muss sich der renommierte Mediziner keine Sorgen machen. Hat ihm doch Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider bereits angeboten, als zweiter Vorstand in die Kärntner Spitalsholding Kabeg einzutreten. Dort stehen im Zuge des Neubaus des Landeskrankenhauses Klagenfurt bekanntlich gewaltige Einsparungen bei den Regional- und Privatspitälern an.

Möglicherweise könnte genau das dem Deutschen Orden gar nicht so ungelegen kommen. Denn auch der Orden selbst soll bereits über eine Schließung des Friesacher Spitals nachdenken. (stein, DER STANDARD Printausgabe 16.5.2003)