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Ob Mami oder Papi das Kreuzerl an der richtigen Stelle machen....?

Foto: REUTERS/Yannis Behrakis

Prag - Der Chef der tschechischen christdemokratischen Volkspartei (KDU-CSL), Außenminister Cyril Svoboda, ist dafür, in Tschechien das passive Wahlrecht für Kinder einzuführen. In der Praxis sähe es so aus, dass die Eltern in den Wahllokalen nicht nur ihre eigenen Stimmen, sondern auch die für ihrer minderjährigen Nachkommen abgäben. "Kinder sind vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, und schon heute verfügen sie über viele Rechte und Pflichten", argumentierten Svoboda und der Vizechef seiner Partei, Tomas Kvapil, in einem Papier, das sie für eine Pressekonferenz der Partei vorbereitet hatten, berichteten tschechische Zeitungen heute, Freitag.

"Bestes und einfachstes Instrument der Familienpolitik"

Da jedoch dieser Vorschlag in den KDU-CSL-Gremien weder abgestimmt noch diskutiert wurde und sich die Parteikollegen Svobodas und Kvapils dem Vorschlag die kalte Schulter zeigten, mussten demnach die Autoren in letzter Minute die Passage aus dem Papier streichen. "Ich respektiere, dass man nicht damit auftreten kann, wenn etwas keine Unterstützung der Mehrheit hat", räumte Svoboda - selbst Vater von vier Kindern - ein. Er und Kvapil betrachteten trotzdem das Wahlrecht von Kindern als das "beste und einfachstes Instrument der Familienpolitik". Man brauche doch die junge Generation schon aus demographischen Gründen, damit es in Zukunft jemanden gebe, der für die Bezahlung der Pensionen arbeite.

Auch außerhalb der KDU-CSL stieß die Idee von Svoboda und Kvapil auf Widerstand. Die Kritiker werfen den Autoren vor, die geschwächte Position der Volkspartei in den Wahlumfragen retten zu wollen. Die KDU-CSL liegt nun nur knapp über der fünfprozentigen Wahlhürde, während sie früher rund neun Prozent Unterstützung hatte. Darüber hinaus wiesen Rechtsexperten darauf hin, dass das Wahlrecht persönlich ausgeübt werden müsse. Der sozialdemokratische Kulturminister Pavel Dostal fügte hinzu, er glaube nicht, dass er die Ansichten seiner 15-jährigen Tochter vertrete, weil diese ganz unterschiedliche Auffassungen habe. (APA)