Wien/Innsbruck - Eine wissenschaftliche Premiere gibt es Ende Mai in Wien. Erstmals treffen sich im Geo-Zentrum der Bundeshauptstadt Österreichs Riff-Forscher bei einer Tagung. In Österreich ist eine weltweit ansonsten selten vorkommende Abfolge von fossilen Riffen erhalten. Die Geschichte dieser steinernen Zeugen reicht bis in die Zeit rund 440 Millionen Jahre vor heute zurück.

Wie der Innsbrucker Sedimentologe, Univ.-Prof. Diethard Sanders, ankündigte, werden zum "First Austrian Reef-Workshop" etwa 50 Wissenschafter aus Österreich und den Nachbarländern, wie Schweiz und Italien erwartet. Nach den Angaben Sanders und des Wiener Paläontologen, Univ.-Prof. Martin Zuschin - den beiden Veranstaltern der Tagung - stünden aktuelle Forschungsergebnisse bei der Untersuchung fossiler Riffe sowie auch bei der Analyse des Ökosystems heutiger Riffe, wie etwa der bei Tauchern bekannten Riffe des Roten Meeres, im Zentrum der Tagung.

Brücke

"Ökologie und Aufbau heute existenter Riffe können auf der Basis der Erforschung fossiler Riffe besser verstanden und geschützt werden. Der Workshop hat das Ziel, zwischen der Erforschung fossiler Riffe aus geologischer Sicht und der Erforschung rezenter Riffe aus biologischer Sicht eine Brücke zu schlagen", erklärte Sanders. In Österreich wird Forschung in lebenden oder fossilen Riffen an den Universitäten Wien, Innsbruck und Graz betrieben.

Die ältesten riffartigen Gebilde Österreichs sind versteinerte Kalksandhügel in den Karnischen Alpen (Kärnten), die vor 440 Millionen Jahren von Skelettschwämmen und anderen ausgestorbenen Riffbauern lose besiedelt waren. Seit dieser fernen Zeit bis ungefähr zehn Millionen Jahre vor heute wuchsen im Alpenraum immer wieder Riffe, die zum Teil beeindruckende Größen erreichten und heute viele "klassische" Kletterwände aufbauen. Damit verfüge Österreich über eine sehr große Vielfalt fossiler Riffe auf kleinem Raum. Eine solche Situation sei weltweit nur selten vorhanden. (APA)