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Josip Broz Tito und seine Erben - auch 30 Jahre nach seinem Tod ist die Frage der Erbschaft ungelöst.

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Vom weißen Cadillac gibt es leider kein Foto, dafür aber von einem schwarzen aus dem Besitz Titos.

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Erbstreitigkeiten bringen viele Familien an den Rand der Verzweiflung. Wenn Onkel Hansi Omas Sparbuch verprasst hat, des Großvaters Haus nun doch an den verhassten Cousin geht oder das goldene Medaillon der Mutter plötzlich am Hals von Tante Mizzi baumelt, dann streitet sich so manche Sippschaft bis aufs Blut. Wenn es aber um mehr und vor allem um Wertvolleres geht, dann geht es nicht mehr nur um die Familie. So starb zum Beispiel Ex-Jugoslawiens Präsident auf Lebenszeit, Josip Broz - besser bekannt unter seinem Beinamen "Tito" - im Mai 1980 als reicher Mann. Nicht nur in einem kommunistischen Staat kein Leichtes. Jedenfalls hatte die jugoslawische Regierung rasch mit einem Gesetz auf den Tod Titos reagiert, das in einem Schnellverfahren die Millionenwerte des Präsidenten in Staatsbesitz brachte.

Knapp 31 Jahre nach seinem Tod ziehen nun seine Erben einmal mehr vor Gericht. Sie wollen vor allem die Geschenke, die Tito während seiner Regentschaft als Präsident Jugoslawiens erhalten hat. Auch diese fielen nach Titos Tod an den Staat und sind über zahlreiche Museen und Gedenkstätten verteilt. Titos Witwe, Jovanka Broz, Sohn Mišo, sowie die Enkel Joška, Zlatica und Svetlana wollen nun vor einem Richter in Belgrad beweisen, dass besagte Geschenke ihnen zustehen.

Dabei geht es laut verschiedenen Berichten kroatischer und serbischer Medien um Schmuckstücke - golden wie silbern -, um Möbel, aber auch um eine goldene Kutsche, einen Rolls-Royce, einen weißen Cadillac. Noch ausgefallener: Ein Stück Mondgestein, das Tito im Namen der US-Regierung von amerikanischen Astronauten geschenkt bekam. 

Ungeklärte Erbfragen

Die Erbfrage ist aber nicht erst seit heuer für die Familie ungeklärt. Schon 1983 hat Titos mittlerweile verstorbener Sohn Žarko aus erster Ehe das Testament angefochten. Wie dessen Sohn Joška bekräftigt, sei es damals aber nur um die vier weißen Galauniformen samt Orden gegangen. Diese sind letztendlich über den Erdball verstreut worden; eine davon gelangte im Jahr 2003 über den Umweg des montenegrinischen Regierungschefs Filip Vujanović sogar an Muammar Gaddafi.

1984 versuchte Josip Broz' Witwe Jovanka vor Gericht erfolglos, rund 1.000 Gegenstände wieder in ihren Besitz zu bringen. Einem Bericht des "Spiegel" aus dem Jahr 1986 zufolge war damals auf der Liste der Erbmasse Folgendes zu finden: Die "weiße Villa" auf der Insel Brioni inklusive Kutschen und Pferden, ein Landhaus, Wein- und Obstgärten auf der Insel Vanga, drei weitere Tito-Residenzen im Binnenland, 100 Orden, zahlreiche Autos, fünf Motorboote, Reisemitbringsel wie Orientteppiche oder Kristall, Möbel, Gemälde, Schmuck, Waffen und Hirschgeweihe, sowie eine Bibliothek und eine Briefmarkensammlung.

Jetzt kämpfen Jovanka und die Nachkommen also erneut gegen die Verstaatlichung des Besitzes Titos. Diesmal konzentriert sich ihr Begehren wie erwähnt vor allem auf Bilder, Schmuck und Autos. Und, so beharren die Anwälte der Witwe, Jovanka Broz besteht auch auf die zahlreichen Orden des Marschalls und Präsidenten. (rom, derStandard.at, 11.4.2011)