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Kerzen zum Gedenken an die Opfer bei der Station Oktjabrskaj. 

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Die Station Oktjabrskaja nach dem Anschlag.

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Präsident Lukaschenko besuchte noch am Abend die U-Bahn-Station.

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Rettungsfahrzeuge vor der Station Oktjabrskaja.

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Ein Verletzter wird abtransportiert.

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Minsk/Moskau - Nach der Bombenexplosion in einer U-Bahn-Station in Minsk mit mindestens zwölf Toten haben die weißrussischen Behörden mehrere Personen festgenommen. Sie stünden im Verdacht, an einem Terrorakt beteiligt gewesen zu sein, zitierten Nachrichtenagenturen am Dienstag den stellvertretenden Generalstaatsanwalt Andrej Schwed.

Die Festgenommenen würden derzeit verhört, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Pjotr Kiselew, der Nachrichtenagentur AFP. Schwed kündigte an, es würden in Kürze Phantombilder von den Verdächtigen veröffentlicht, die noch auf der Flucht seien. Die weißrussischen Behörden hatten bereits kurz nach dem Anschlag erklärt, dass sie von einem "Terrorakt" ausgingen.

Destabilisierung als Ziel

Ziel des Anschlags in der zentralen Metrostation Oktjabrskaja sei gewesen, die Ex-Sowjetrepublik zu destabilisieren, sagte Schwed. Den Angehörigen der Toten versprach die Führung des verarmten Landes jeweils umgerechnet 6.900 Euro Schadenersatz. Der Mittwoch wurde zum Staatstrauertag erklärt.

Wer für den Anschlag verantwortlich war, blieb auch einen Tag danach noch unklar. Die Polizei verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen in der weißrussischen Hauptstadt spürbar. Sie richtete Polizeikontrollen auf den Straßen sowie an Bahnhöfen und Flughäfen ein.

Innenminister Anatoli Kuleschow zufolge wurde der Sprengsatz in der belebten Station am Montagnachmittag per Fernzünder zur Explosion gebracht. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden 204 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, 26 von ihnen hätten schwere Verletzungen erlitten. Das Gesundheitsministerium sprach am Dienstag von etwa 40 Personen, die sich in kritischem Zustand befänden.

KGB soll bei Suche "das Land auf den Kopf stellen"

Der Sprengsatz war am Montagabend mitten im Berufsverkehr in der U-Bahn-Station in unmittelbarer Nähe der Residenz von Präsident Alexander Lukaschenko explodiert. Dieser bezeichnete die Explosion ebenfalls als Versuch, das Land zu destabilisieren. Er forderte den Geheimdienst KGB auf, das Land auf der Suche nach den Tätern "auf den Kopf zu stellen". Lukaschenko ist seit 1994 an der Macht und regiert die ehemalige Sowjetrepublik mit harter Hand. Mehrmals hat er Demokratiebewegungen und Proteste der Opposition niederschlagen lassen. Beobachter erwarteten, dass er nun die Daumenschrauben noch fester anziehen könnte.

Der Präsident ordnete nach dem Anschlag an, alle Militärlager im Land auf fehlenden Sprengstoff zu überprüfen. Die Grenzkontrollen wurden verschärft. Russland schickte Experten seines Inlandsgeheimdienstes FSB, die bei den Ermittlungen helfen sollen, sowie Ärzte.

Gerüchte um Beteiligung der Führung

Unterdessen mehrten sich Stimmen, die eine Beteiligung der weißrussischen Führung an der Bluttat nicht ausschlossen. "Der Anschlag nützt denen, die einen Ausnahmezustand im Land und ein Abrücken Weißrusslands vom Westen wollen und zudem die Opposition verleumden", sagte der oppositionelle Ex-Präsidentschaftskandidat Alexander Milinkewitsch.

Es ist das erste tödliche Attentat in der jüngeren Geschichte des Landes, das anders als Russland bisher auch nicht von islamischen Extremisten heimgesucht wurde. Im Juli 2008 waren allerdings bei einem Bombenanschlag während eines Open-Air-Konzerts in der weißrussischen Hauptstadt dutzende Menschen verletzt worden. Unter den Besuchern befand sich damals auch Lukaschenko, der sich aber weit entfernt vom Anschlagsort aufhielt.

Lukaschenko war erst im Dezember wiedergewählt worden, die Wahlen waren jedoch umstritten. Nach dem Urnengang gab es Massenproteste gegen den Staatschef. Dabei wurden hunderte Menschen vorübergehend festgenommen. Mehr als 40 Menschen wurden angeklagt, unter ihnen fünf Oppositionskandidaten. Mehrere Angeklagte bekamen Haftstrafen von bis zu vier Jahren. (APA)