Das Bildwörterbuch widmet jede Doppelseite einer anderen Lebensumgebung.

Foto: Neue Welt Verlag
Foto: Neue Welt Verlag

Knapp 800 Wörter enthält das erste Bildwörterbuch für österreichisches Deutsch und Türkisch. Mit seinen großformatigen Doppelseiten, den Lernspielen und witzigen Illustrationen ist es zwar primär für Kinder im Volksschulalter gedacht, findet aber auch großen Anklang bei Erwachsenen, weiß Verleger Birol Kilic zu berichten. So haben sich schon etliche Eltern und Großeltern, türkischer Abstammung bei ihm bedankt. "Eine Oma hat mir geschrieben, dass sie mit ihren Enkeln spielen und dabei auch selbst Deutsch lernen kann, was ihr große Freude macht und sie sehr motiviert."

"Integrationsförderndes" Wörterbuch

Auch österreichische Familien ohne Migrationshintergrund nutzen das Bildwörterbuch zum Hineinschnuppern in die türkische Sprache. "Ein Vater hat für seine beiden Kinder jeweils ein Bildwörterbuch bestellt, weil die zwei viele türkische Freunde haben", erzählt Kilic. Das Bildwörterbuch sieht er daher auch als doppelte Integrationsförderung. Einwanderer aus der Türkei können damit ihren deutschen Wortschatz erweitern, den er bei vielen Familien noch als zu gering ansieht, Österreicher wiederum können sich einen türkischen Grundwortschatz aneignen.

Tropfen auf dem heißen Stein

Für Kilic ist das Erlernen der deutschen Sprache für Migranten in Österreich genauso überlebenswichtig wie Brot, Luft und Wasser. Das Bildwörterbuch, das Ende 2010 im Verlag Neue Welt erschienen ist, sieht er als "Tropfen auf dem heißen Stein." Es soll vor allem dazu dienen, dass Zugewanderte und Einheimische miteinander kommunizieren können.

Insbesondere die türkischen Familien sollen dazu motiviert werden die deutsche Sprache mit den Kindern auch zuhause zu üben und die neu erlernten Wörter gleich im Alltag anzuwenden. "Sie sollen mit ihrer Umwelt in Kontakt treten können", so Kilic, der seit mehr als zehn Jahren die austro-türkische Monatszeitschrift "Yeni Vatan Gazetesi" ("Neue Heimat Zeitung") herausgibt.

Tuchent und Schwammerl

Er selbst hat während seiner Schulzeit in Deutschland erlebt, wie wichtig gute Deutschkenntnisse sind. "Ich war gerade aus der Türkei gekommen und schockiert darüber, dass viele türkische Kinder, die länger als ich in Deutschland lebten, Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatten."

Die österreichische Kultur liegt Kilic sehr am Herzen, diese der türkischen Migrantengemeinde in Wien näher zu bringen ebenfalls. Daher ist im Bildwörterbuch von Paradeisern und Schwammerln, nicht von Tomaten und Pilzen zu lesen. Auch das heutzutage eher selten verwendete Wort Tuchent statt Bettdecke kommt darin vor. Das Bildwörterbuch ist daher für alle österreichischen Schulkinder und deren Eltern, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, zu empfehlen. (Güler Alkan, 12. April 2011, daStandard.at)