New York/Frankfurt - Toyota fährt aufgrund absehbarer Lieferengpässe infolge des Bebens in Japan seine Produktion auch in Europa zurück. Die Herstellung in fünf europäischen Werken werde in den Monaten April und Mai für insgesamt acht Tage ausgesetzt, teilte der japanische Autobauer am Dienstagabend in Köln mit. Betroffen seien Produktionsstätten in Großbritannien, der Türkei, Frankreich und Polen. Zwar sei die Zulieferkette derzeit noch nicht unterbrochen, es seien aber kurzfristige Lieferengpässe absehbar.

"Die Zulieferbetriebe in Japan beginnen gerade nach und nach, ihren Betrieb wieder aufzunehmen", hieß es in einer Mitteilung vom Dienstagabend. Die europäischen Werke hätten zunächst noch keine Engpässe gehabt, weil die Schiffe mit den Zulieferteilen aus Japan fünf bis sechs Wochen unterwegs seien, erläuterte eine Sprecherin. "Jetzt macht sich's langsam bemerkbar." Mit den Produktionsanpassungen verschaffe Toyota den Zulieferern Zeit, ohne die Versorgung der Kunden mit Neufahrzeugen ganz zu unterbrechen. Über den Mai hinaus seien noch keine Entscheidungen getroffen worden.

Auch in Nordamerika muss Toyota seine Fertigung wegen fehlenden Nachschubs drosseln. Der Autobauer warnte bereits, Lieferengpässe drohten die Produktion bis Juli einzuschränken. Der US-Rivale Ford rechnet ebenfalls mit einer Beeinträchtigung seiner Fertigung infolge fehlender Bauteile.

Schlechte Zeiten auch in den USA

Maue Zeiten lauern zudem für Autokäufer in den USA: Der japanische Hersteller Toyota hat seine Händler in den Vereinigten Staaten darauf vorbereitet, dass es während des Sommers zu Lieferengpässen kommen kann. Zwar produziert der weltgrößte Autohersteller die meisten Wagen in seinen US-Werken, doch wegen fehlender Teile aus der Heimat muss Toyota die Produktion auch hier für ganze Tage anhalten.

"Wir wissen nicht, auf welchem Niveau die Produktion von Mai bis Juli laufen wird", schrieb US-Verkaufschef Bob Carter den Händlern. "Es besteht die Möglichkeit, dass es zu merklichen Auswirkungen auf die Belieferung mit neuen Fahrzeugen im Sommer kommen wird." Mehrere US-Medien zitierten am Montag und Dienstag aus dem Schreiben. Es ist eines der eindringlichsten Warnsignale, dass die Probleme bei vielen Autoherstellern jetzt erst richtig anfangen.

Die wenigsten US-Amerikaner bestellen ihren Wagen ab Werk, sondern sie gehen zum Händler und nehmen ihren neuen Pickup-Truck oder ihren neuen Geländewagen gleich mit. Die Höfe stehen entsprechend voll mit Autos. Das erweist sich gerade als Glücksfall - denn trotz erster Produktionsausfälle gibt es noch reichlich Fahrzeuge. Kommt es jedoch weiterhin zu Stillständen in den Werken, verschiebt sich das Problem schlicht auf den Sommer.

Anderen japanischen Herstellern wie Honda oder Nissan drohen die gleichen Probleme. Selbst die US-Autobauer sind betroffen. So musste General Motors zeitweise eine Pickup-Fabrik schließen, weil Elektronikteile fehlten. Auch die deutsche Tochter Opel hielt kurzzeitig in Eisenach und im spanischen Saragossa die Bänder an. Ford warnte am Montag, dass der Gewinn wegen der Ausfälle leiden könnte, wenngleich nicht im großen Maße. (APA/Reuters)