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Mythen-umrankt kann sich ein Mensch auf dem stillen Örtchen alle möglichen Krankheiten "holen".

Viele ekeln sich davor und versuchen "es" zu vermeiden: Der Gang auf die öffentliche Toilette. Und wenn es doch einmal sein muss, lautet das Gebot so wenig wie möglich zu berühren. Für den Umgang mit alltäglichen Keimen reichen einfache Hygienemaßnahmen vollkommen aus. "Das wirksamste Mittel ist Händewaschen", betont Elisabeth Presterl, Leiterin des Klinischen Instituts für Krankenhaushygiene an der Medizinischen Universität Wien.

"All jene Orte wo sich sichtbarer Schmutz ansammelt wie in Ritzen, Fugen, Rauheiten oder auch an feuchten Orten können sich Bakterien gut festsetzen und vermehren", erklärt die Medizinerin. Glatte, trockene Oberflächen, die leicht zu reinigen sind, seien hingegen bakterienarm. Die Hygiene sollte deshalb an keimanfälligen Orten nicht zu kurz kommen.

Mythos kontaminierte Toilette?

Ein Ort, an dem Viren, Bakterien und Pilze besonders stark vermutet werden, ist die Toilette. Mythen-umrankt kann sich ein Mensch dort alle auf Erden möglichen Krankheiten "holen". Die Klobrille ist aber aufgrund der relativ hohen Putzfrequenz bei weitem nicht jener Ort, an dem sich die meisten Bakterien tummeln. Laut Studien sind PC-Tastatur und -Maus, Telefonhörer, Einkaufswagen und Spülschwamm um ein vielfaches kontaminierter. "Wie relevant die Toilette in punkto Krankheitsübertragung ist, hängt stark mit ihrer Verunreinigung - also Urin- und Stuhlresten - zusammen", erklärt Presterl. "Es erscheint mir auch durchaus machbar, einen - hoffentlich sauberen - Klobesen zu benutzen, um die Toilette so zu hinterlassen, wie man sie vorfinden möchte. Und anschließend: Hände waschen!"

Schmierinfektionen

Findet eine Übertragung von Erregern statt, etwa von Fäkalkeimen, geschieht dies mittels Kontakt- bzw. Schmierinfektion. Dabei muss nicht unbedingt der direkte Kontakt zu infizierten Menschen gegeben sein, es reicht das Berühren von mit Krankheitserregern kontaminierten Gegenständen - wie WC-Spülungen oder Türschnallen. Über die Hände kommen Durchfallerreger als sogenannte Schmierinfektion in Mund und Nase, und schließlich in den Magen-Darm-Trakt. Ganz selten können die Keime über eine kleine Wunde in der Haut eindringen. Ein Beispiel: „Rein hypothetisch wäre es möglich, dass eine Person, die zu Harnwegsinfektionen neigt, durch die Benützung einer verunreinigten Toilette Bakterien erwirbt - allen voran E.coli - die zu einer Infektion führen", so Presterl. Panik ist allerdings übertrieben, denn die Wahrscheinlichkeit für eine Übertragung ist in Whirlpool oder Dampfbad um ein vielfaches höher.

Dennoch: Ist die Möglichkeit Papiersitze zu benutzen in öffentlichen Toiletten gegeben, sei dies sinnvoll. Diese mechanische Schutzbarriere verhindert den Kontakt mit eventuell verunreinigten Klobrillen. Sichtbare Verunreinigungen sollten gleich durch den Verursacher selbst entfernt werden - ein Händewaschen nach dem Toilettenbesuch ohnehin als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, um sich und andere Personen vor Krankheitserregern zu schützen. Damit ist aber nicht gemeint, die Fingerspitzen für zwei Sekunden unter den Wasserhahn zu halten, sondern ein gründliches Händewaschen mit schäumender Seife. "Zum Abtrocken sind Einweg-Handtücher oder solche, die den Teil einer frischen Stoffbahn anbieten wesentlich hygienischer als hängende Stoffhandtücher", betont die Hygienikerin. Auch zu Hause sollten diese regelmäßig gewechselt werden - ebenso der Spülschwamm und die Zahnbürste. "Zahnbürsten soll man nach Gebrauch ordentlich spülen und gut trocknen lassen. Dadurch kann man schon viele Keime beseitigen. Gegebenenfalls - etwa nach Krankheiten im Mundraum - häufiger wechseln", so die Medizinerin. Eine Keimfreiheit wird auf diese Weise zwar auch nicht erreicht werden, einem gesunden Menschen können die Bakterien auf der Zahnbürste grundsätzlich aber nichts anhaben.

Keine Desinfektion im Haushalt

Im Laufe eines Tages kommen die Hände mit vielen Dingen in Berührung: Computertastaturen, Lichtschalter, Türklinken oder Haltestangen in öffentlichen Verkehrsmitteln. "Keime die man mit nach Hause nimmt, überleben nicht ewig, ein Händewaschen ist daher vor allem auch zu Hause wichtig", rät die Medizinerin.

Jegliche Keime als eine Art Bedrohung zu betrachten ist aber die falsche Einstellung. Die meisten Bakterien nützen dem menschlichen Organismus und schützen ihn vor krankheitserregenden Keimen. Von der Verwendung desinfizierender Mittel im Haushalt raten Experten deshalb ab. Die mit antibakteriell, desinfizierend, hygienisch und bakterizid bezeichneten Mittel töten alle Bakterien im Haushalt ab, egal ob nützlich oder schädlich. Normale Reinigungsmittel genügen daher völlig - auch wenn diverse Werbungen anderes propagieren. (urs, derStandard.at, 13.04.2011)