Kapitalerhöhung und Umbauarbeiten in der Volksbanken AG sind unter Dach und Fach. Nun fehlt noch der Verkauf der Volksbank International. Die Sberbanker bestätigen Verhandlungen; in Rumänien sollen sie unerwünscht sein.

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Wien/Moskau - Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) hat ihre Kapitalerhöhung durchgebracht. Am Wochenende haben die Gremien getagt - und einstimmige Beschlüsse zu den nötigen Schritten gefasst. Zum einen ging es um die Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro, die als erste Rückzahlungstranche fürs staatliche Partizipationskapital (PS-Kapital) verwendet wird. Zum anderen segneten die Aufsichtsräte die gesellschaftsrechtlichen Umbauarbeiten ab, die für die Rückzahlung der zweiten PS-Kapitaltranche nötig sind.

Als zweite Tranche sind heuer weitere 300 Mio. Euro geplant; sie sollen aus dem Verkaufserlös der Volksbanken International (VBI) kommen. Nach Abspaltungen und Umgründungen - der Bankbetrieb landet vorübergehend in der Investkredit - bleibt eine dünne ÖVAG, ohne Retailgeschäft und VBI. Ihre Retailsparte hat die ÖVAG sektorintern verkauft.

Die Kapitalerhöhung um 300 Mio. Euro wird, das steht nun fest, so aufgestellt: Die "kleinen Volksbanken", die via Volksbanken Holding 58,2 Prozent der ÖVAG halten, zahlen 250 Mio. Euro, weitere 50 Mio. kommen aus dem sektorinternen "Gemeinschaftsfonds". Er wird von allen Instituten gespeist und garantiert über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus für die Spareinlagen. Eingeschossen in die ÖVAG wird das Geld nach der Hauptversammlung im Mai. Dann verschieben sich auch die Eigentumsverhältnisse der Bank: Deutsche DZ-Bank- und Victoriagruppe (halten zusammen 35 Prozent) und Raiffeisen Zentralbank (6,1 Prozent) lassen sich verwässern.

Sberbank vor Entscheidung

Der für diese Pläne unerlässliche zweite Teil der Umbauarbeiten - der VBI-Verkauf - läuft allerdings nicht ganz so reibungslos wie erhofft. Wie berichtet, steht die in neun Ländern aktive Ostbanken-Gruppe mit 1, 25 Mrd. Euro in den Büchern ihrer Aktionäre (51 Prozent ÖVAG, Rest: DZ-Gruppe und französische Banques Populaires), das Vorjahr hat sie mit einem Verlust von 21,8 Mio. Euro abgeschlossen. Sorgenkind ist die rumänische Tochter, die im Vorjahr 36 Mio. Euro verloren hat, obwohl ein Teil des Risikos in die VBI abtransportiert worden ist.

Einziger ernst zu nehmender Kaufinteressent ist, wie berichtet, die größte russische Bank, die Sberbank. Sie hat sich intensiv im Datenraum umgeschaut, die Involvierten erwarten die Entscheidung, ob die Russen ein verbindliche Angebot (binding offer) legen bis Ende April. Während die Manager der im Mehrheitseigentum der russischen Zentralbank stehenden Bank Verhandlungen mit den Österreichern bisher abgestritten haben, werden solche nun bestätigt. "Wir befinden uns im ständigen Prozess der Suche und Beratungen", sagte Sberbank-Chef German Gref zum Standard.

Laut russischer Zeitung Wedomosti befinden sich die Verhandlungen im Endstadium. Die Sberbank wolle zunächst die 51 Prozent der ÖVAG übernehmen und später auch jene von DZ-Gruppe und Banques Populaires. Nach Angaben zweier anonymer Quellen innerhalb der Sberbank seien die Russen bereit, für die Volksbank "ein bisschen mehr" als den einfachen Buchwert zu zahlen - womit sie also im ersten Schritt auf rund 600 Mio. Euro kämen.

Die Analysten der russischen Investmentbank Uralsib bewerten den Deal für die Sberbank als "billigen Einstieg" in den mitteleuropäischen Markt. Auch Rustam Botaschew, Analyst der UniCredit Securities, bewertet den kolportierten Preis als "angemessen", da die Sberbank vom umfangreichen Filialnetz der Volksbanken (rund 550 Filialen) profitieren werde.

Rumänen gegen Russen

"In trockenen Tüchern ist der Deal aber noch nicht", erläutert ein Wiener Banker. Denn in Rumänien, wo in der VBI-Tochter zuletzt interne Untersuchungen und Vorstandsrochaden auf der Tagesordnung standen, zeichnen sich Probleme ab. Wedomosti zitiert Sberbank-Manager, wonach man nicht an der Übernahme der VBI-Rumänien interessiert sei.

Das deckt sich mit Informationen des Standard, die freilich an einem anderen Punkt ansetzen: Die rumänische Notenbank soll signalisiert haben, dem Einstieg der Sberbank überaus skeptisch gegenüber zu stehen. Sie sei darüber "nicht begeistert", heißt es auch in ÖVAG-Kreisen. In Aufsichtskreisen beobachtet man diese Entwicklung mit Spannung: Ein VBI-Verkauf ohne Rumänien würde nämlich den gesamten Plan der ÖVAG-Restrukturierung durcheinander wirbeln. (Renate Graber, Verena Diethelm, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.4.2011)