Bild nicht mehr verfügbar.

Gerade die Schwangerschaftshormone haben das Potenzial Endometriose zu bessern

Foto: APA/EPA/FILES

Entfernen, Herausscheiden, Zerstören und die Gabe von Medikamenten - was klingt wie eine Krebsbehandlung, ist die Therapie der Wahl bei Endometriose. Eine Herangehensweise, die nur die Symptome der Erkrankung bekämpft, denn deren Ursachen sind immer noch weiße Flecken auf der medizinischen Forschungslandkarte. "Wir haben nach wie vor kein Konzept dafür wie Endometriose entsteht, haben aber gelernt die Krankheit zu diagnostizieren und Probleme zu lösen", erklärt Peter Husslein, Leiter der Uniklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien, den Umgang  mit dem Phänomen.

Erstmals werden in Wien nun bewährte und neue Therapie- und Forschungsansätze gebündelt: seit 12. April gibt es neben Standorten wie Villach und Linz auch an der MedUni Wien ein eigenes Endometriosezentrum.

Leidensweg voller Schmerzen

Es ist meist ein sehr langer und beschwerlicher Leidensweg, der betroffenen Frauen bevorsteht: Zehn Jahre und mehr kann es bis zur Diagnose dauern - begleitet vom Unverständnis der Umgebung, Krankenstandstagen, mehreren Arztwechseln und nicht zuletzt großen Schmerzen. Schmerzen während der Menstruation, beim Sex, begleitet von Blutungen. 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind mehr oder weniger stark betroffen. 

Grundsätzlich ist Endometriose das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Das Problem: das Gewebe verhält sich dort wie im Inneren des Uterus - beeinflusst durch den weiblichen Hormonhaushalt wächst und blutet es. Wenig tröstlich ist da die Tatsache, dass die Krankheit aus medizinischer Sicht gutartig ist. "Sie besitzt aber fast alle Eigenschaften bösartiger Krankheiten, einzig und allein das Leben der Patientinnen ist nicht in Gefahr", gibt René Wenzl, Leiter des neuen Zentrums zu bedenken.

Ausbreitung im Körper

Das Gewebe wuchert vorzugsweise im so genannten kleinen Becken, in näherer Umgebung der Gebärmutter, befällt häufig auch den Darm oder die Harnblase. Die Schleimhaut kann sich aber auch in weiter entfernte Körperregionen wie den Dünndarm oder durch Operationen entstandene Wunden ausbreiten. "Man vermutet eine Verschleppung der Erkrankung über das Blut", erklärt Husslein. In ganz seltenen Fällen kann die Endometriose auf diesem Wege auch ins Gehirn gelangen.

Unerfüllter Kinderwunsch

Im allgemeinen Umgang mit der Krankheit macht den betroffene Frauen aber meist eine Konsequenz der Endometriose zu schaffen: bei jeder Zweiten bleibt der Kinderwunsch unerfüllt. Unabhängig davon ob Frauen kleine Erkrankungsherde oder große Wucherungen haben, werden sie viel schwerer schwanger. Dabei gilt kurioserweise gerade die Schwangerschaft als die optimale Therapie. "Die enormen Hormonmengen an Progesteron in der Schwangerschaft können die Endometriose sogar dauerhaft zum Verschwinden bringen", weiß Husslein.

So optimal diese "Behandlung" klingt, so schwierig ist sie in der Praxis umzusetzen. "Es ist nicht einfach, einerseits die Schmerzen und andererseits den unerfüllten Kinderwunsch medizinisch zu behandeln", so Wenzl. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pille, die gewöhnlich Schmerzen lindert, als Option naturgemäß wegfällt. "In diesem Fall muss man schon gefinkelter an die Sache herangehen", bestätigt auch Klinikleiter Husslein. 

Künstlicher Wechsel

Zuerst werden alle Herde mittels Bauchspiegelung wegoperiert und zerstört, danach werden die Frauen in eine Art künstlichen Wechsel versetzt. "Dabei handelt es sich um eine hormonelle Nachbehandlung ohne Gestagene ", so Husslein. Die Therapie ohne dieses in Verhütungsmitteln verwendete Hormon sei eine erfolgreiche Methode um die Endometrioseherde "auszutrocknen". Nach einigen Monaten ist die beste Zeit schwanger zu werden. Doch dieser Wunsch ist bei vielen Paaren verbunden mit einem gewissen Erfolgsdruck. Husslein beschreibt das Problem: "Je mehr Zeit ohne Schwangerschaft vergeht, desto größer ist das Risiko, dass die Endometriose wieder auftaucht." (Marietta Türk, derStandard.at, 14.4.2011)