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Samuiloff bestätigt die außergerichtlichen Vergleiche mit den Anlegern.

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Wien - Der neue AWD-Chef Eric Samuiloff fährt puncto Anlegerverfahren - der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat ja fünf Sammelklagen gegen den AWD angestrengt - einen defensiven Kurs. "Ich will mich mit niemandem befetzen", sagte er  Er bestätigte auch, sich mit Anlegern, die in Eigenregie geklagt haben, außergerichtlich zu vergleichen.

Rückstellungen

"Wir brauchen keine Gerichte", sagte Samuiloff, man gehe auf jeden Fall individuell ein. Nach wie vor ist der AWD der Ansicht, dass nicht alle Kunden, bei denen möglicherweise eine Fehlberatung stattgefunden hat, über einen Kamm geschoren werden können. Mit dem VKI, der rund 2.500 Anleger vertritt, die mit via AWD gekauften Immofinanz- bzw. Immoeast-Aktien Geld verloren haben, führe man keine Vergleichsgespräche. Der Streitwert der fünf VKI-Sammelklagen beträgt etwa 40 Mio. Euro, AWD hat dafür in der Bilanz 2009 laut Samuiloff rund 20 Mio. Euro rückgestellt. Im Vorjahr wurden davon Anwaltskosten beglichen, prinzipiell aber "fühlen wir uns mit dieser Summe wohl".

Heuer will Samuiloff AWD Österreich operativ in die schwarzen Zahlen bringen und die Reorganisation, die "schon was gekostet" habe, abschließen. Nach einem Riesenverlust im Jahr 2009, als sich das Betriebsergebnis (Ebit) von AWD Österreich und Südosteuropa auf  minus 42,3 Mio. Euro belaufen hatte, stand im Vorjahr ein Minus von 4,5 Mio. Euro zu Buche.

Ende des Vorjahres begann die deutsche Konzernmutter AWD in Wien durchzugreifen. Die Österreich-Niederlassung musste die Verantwortung über die CEE-Länder (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei) an die Zentrale in Hannover abgeben, gleichzeitig wurde die österreichische Führungsetage umgebaut bzw. verkleinert. Kurzzeit-Chef Ralph Müller wechselte zur Wiener Städtischen, Kurt Rauscher und Werner Eder gehen. Samuiloffs Stellvertreter wird Christoph Obererlacher.

Samuiloff (47) ist seit 2009 im Unternehmen und übernahm Anfang März das Steuer bei AWD. Davor war er bei C-Quadrat KAG, wo er den Vertrieb in Osteuropa aufbaute, sowie bei der Kapitalanlagetochter der Constantia Privatbank (bis 2004), aus der wiederum in den 1990er Jahren die börsenotierte Immofinanz hervorging. In seiner Funktion als Constantia-KAG-Geschäftsführer war Samuiloff unter anderem für den Vertrieb von Immofinanz-Aktien zuständig - und hat AWD-Berater geschult, wie aus einer Präsentation Samuiloffs vom 3. September 2003 hervorgeht.

Derzeit betreut AWD in Österreich rund 300.000 Kunden, 2010 seien 10.000 hinzugekommen, heuer sollen es mehr Neukunden werden. Samuiloff setzt dabei vor allem auf die Altersvorsorge, will (potenziellen) Kunden mit Vehemenz - "wir müssen hier brutaler werden" - klarmachen, dass sie mit der staatlichen Pension lediglich ihre Fixkosten decken, nicht aber auf Urlaub fahren könnten.

Bei der Veranlagung fährt der AWD eine sogenannte Kern- und -Satelliten-Strategie. Basis des Portfolios bilden auf Sicherheit ausgerichtete Investments, der Rest dienst der Streuung. Wobei es sich bei den Kerninvestments um 13 aktiv gemanagte in- und ausländische Fonds handelt, Fonds also, bei denen die Aktienquote je nach Marktlage geändert werden kann. Seit der Krise seien die Kunden "kritischer und vorsichtiger", so Samuiloff. (APA)