Wer solche Feinde hat, hat Freunde nicht nötig. Silvio Berlusconi ist es wieder gelungen, Anlassgesetzgebung zu befehlen und zu bekommen. Und die Opposition hat ihm dabei sogar noch geholfen und damit vollends kapituliert.

In geheimer Abstimmung votierten sechs Parlamentarier der Opposition für Berlusconi. Dem Vernehmen nach verkauften sie sich für die Zusicherung eines einflussreichen Postens. Sie waren im vergangenen Herbst mit Gianfranco Fini aus dem Regierungsbündnis ausgestiegen, kamen aber schnell wieder zurück. Geld und schöne Versprechungen sind für manche vormals überzeugte Berlusconi-Gegner offenbar genug, um den Flötenklängen des Rattenfängers von Mailand doch noch zu folgen.

An dieser bereits 38. Lex Berlusconi zeigt sich einmal mehr der katastrophale Zustand der Opposition: zersplittert, zerstritten und offensichtlich auch korrupt, ergo leicht kontrollierbar. Unter solchen Bedingungen braucht sich der Cavaliere kaum Sorgen um die Wahl in zwei Jahren zu machen, egal ob er selber antritt oder seinen Adlatus, Justizminister Angelino Alfano, ins Rennen schickt. Berlusconi selbst dürfte Staatspräsident werden wollen, was er offiziell dementiert - zumindest vorerst.

Der Imperator kann sich also zurücklehnen und sich von jungen Frauen verwöhnen lassen. Dekadente Zustände wie im alten Rom? Ganz genau. (Gianluca Wallisch, STANDARD-Printausgabe, 15.04.2011)