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Staatschef Blaise Compaoré auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2009.

Foto: AP Photo/Anja Niedringhaus

Ouagadougou – Seit Wochen andauernde Meutereien innerhalb der Armee des westafrikanischen Landes Burkina Faso haben sich auf die Präsidentengarde ausgeweitet. Staatschef Blaise Compaore verließ vorübergehend die Hauptstadt Ouagadougou, wo am Donnerstagabend Soldaten schießend und plündernd durch die Straßen gezogen waren. Der Aufstand weitete sich auf andere Kasernen aus und dauerte auch am Freitag an.

Die Meuterei begann am Donnerstagabend in zwei Kasernen, darunter in einer Kaserne auf dem Gelände der Präsidenten-Residenz in Ouagadougou. Dutzende Soldaten der Präsidentengarde zogen durch die Straßen, schossen mit leichten und schweren Waffen in die Luft und plünderten zahlreiche Geschäfte im Stadtzentrum. Außerdem attackierten und verwüsteten sie in der Nacht zum Freitag die Räume des privaten Radiosenders Savane FM und verletzten zwei Mitarbeiter. Ferner setzten sie das Wohnhaus von Compaores Stabschef Gilbert Diendiere sowie weiterer Offiziere in Brand.

Bis Freitagmorgen breitete sich der Aufstand auf drei weitere Kasernen in Ouagadougou aus. Freitagmittag waren noch Schüsse in zwei der größten Kasernen zu hören, wie Zeugen der Nachrichtenagentur AFP sagten. Die meisten öffentlichen Gebäude, Banken, Tankstellen und Geschäfte in der Hauptstadt waren geschlossen, und auf den Straßen herrschte weniger Verkehr als üblich.

Nach Angaben der Armee begab sich der Staatschef in der Nacht in seinen Heimatort Ziniare 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt, kehrte aber am Freitagmorgen in seinen Präsidentenpalast zurück.

"Wir sind wütend auf den Befehlshaber"

"Wir fordern viele Dinge", sagte einer der aufständischen Soldaten der AFP. Er nannte die Forderung von Wohn- und Lebensmittelgeld. "Wir sind wütend auf den Befehlshaber. Wir können nicht arbeiten, damit er sich bereichert."

Der seit 24 Jahren regierende Compaoré ist seit Wochen mit Aufständen konfrontiert. Ende März hatten Soldaten aus Wut über die Verurteilung von Kameraden in Vergewaltigungsprozessen in mehreren Städten des Landes zu Waffen gegriffen, Geschäfte geplündert und einige ihrer inhaftierten Kameraden befreit. Compaore verkündete nach Gesprächen mit Armeevertretern das Ende der Krise. Außerdem gingen burkinische Studenten auf die Straße, nachdem im Februar ein Kommilitone während einer Demonstration in der Stadt Koudougou getötet worden war. Bei den Protesten kam es zu Ausschreitungen.

Neben diesen Gruppen wächst aber auch in der breiten Bevölkerung der Unmut über den Staatschef. Vor einer Woche demonstrierten zehntausende Menschen in Ouagadougou und anderen Städten gegen den 60-Jährigen. In der Presse wurde unlängst kritisiert, dass Compaore sich mehr mit dem Konflikt in der benachbarten Cote d'Ivoire befasst habe anstatt sich um die Missstände im eigenen Land zu kümmern.

Compaore regiert das westafrikanische Land, das zu den ärmsten der Welt zählt, seit einem Militärputsch 1987. Sein enger Weggefährte, der charismatische und bis heute in weiten Teilen der Bevölkerung verehrte Staatschef Thomas Sankara, wurde im Zuge des Putsches ermordet.

Compaore ließ sich 1991 vom Volk wählen und wurde in den Jahren 1998, 2005 und 2010 im Amt bestätigt. Laut Verfassung darf er nicht wieder zur Wahl antreten. Seine Partei strebt jedoch eine Verfassungsänderung an, damit Compaore 2015 erneut antreten kann. (APA)