Das Online-Lexikon Wikipedia will Weltkulturerbe werden. Die von tausenden Freiwilligen erstellte Wissenssammlung sei "ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft", sagte Sebastian Sooth vom Förderverein Wikimedia Deutschland am Freitag auf der Konferenz Re:publica in Berlin. Damit erfülle sie ein wichtiges Kriterium für die Auszeichnung, die von der UNESCO verliehen wird. Allerdings ist unklar, ob Wikipedia den übrigen Bedingungen entspricht. Die deutsche Organisation treibt die Initiative voran.

"Wir müssen uns noch intensiver mit Bewerbungsmodalitäten beschäftigen."

Anlass für die Initiative ist das zehnjährige Jubiläum des Projektes. "Wir hoffen, eine kontroverse Debatte zu initiieren, wo Wikipedia nach zehn Jahren steht, wie Wikipedia die Gesellschaft und den Umgang mit Wissen verändert hat und verändern wird", sagte Wikimedia-Sprecherin Catrin Schoneville. "Ob es Weltkulturerbe wird oder nicht, sehen wir dann."

Wikipedia hat sich zum Ziel gesetzt, das Wissen der Menschheit jedem frei zugänglich zu machen. Das Online-Lexikon gehört zu den meistbesuchten Websites der Welt. Das Projekt hatte zuletzt aber mit stagnierenden oder sinkenden Mitarbeiterzahlen zu kämpfen. Daher dürfte die Initiative auch als Werbung für eine aktive Mitarbeit an dem Projekt gedacht sein.

Der formale Weg zum Welterbe ist lang und kompliziert. So können sich Projekte nicht selbst bewerben, sondern müssen von Ländern vorgeschlagen werden. Wikimedia habe noch nicht mit der deutschen Bundesregierung Kontakt aufgenommen und die UNESCO nur auf der informellen Ebene angesprochen, sagte Schoneville. Zunächst sei eine Petition an die UN-Organisation geplant. "Wir müssen uns noch intensiver mit Bewerbungsmodalitäten beschäftigen."

Uganda

Eine weitere Hürde: Die UNESCO zeichnet zwar auch immaterielle Güter als Weltkulturerbe aus - dafür gibt es eine eigene Kategorie. In dieser finden sich Tänze wie der Flamenco oder traditionelles Handwerk in Uganda. Auf diese Liste will Wikimedia Deutschland das Online-Lexikon jedoch nicht verzeichnet sehen.

Zudem kündigte der Förderverein an, dass rund 70 Autoren, Leser und Kritiker ein Buch über Wikipedia schreiben - und zwar von vorne bis hinten gemeinsam, wie das auch bei Artikeln im Online-Lexikon üblich ist. Es handle sich um eine Sammlung von Erfahrungsberichten, Anekdoten und Hintergrundinformationen. Der Clou: Das Werk werde bei einem renommierten Verlag unter freier Lizenz veröffentlicht - Leser dürften es damit legal kopieren und weiterverwenden. Es soll zur Frankfurter Buchmesse im Herbst erscheinen. (APA/dpa)

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