Pöbeleien und Vandalismus würden bei späterem Lokalschluss im Bermudadreieck ausufern, fürchten einige.

Foto: Christian Fischer

Wien - Mit dem Sangria-Kübel in der Hand wanken der junge Mann und sein Freund zurück ins Lokal - dem Richy's in der Judengasse im Wiener Bermudadreieck. "Das nächste Mal lässt du den Kübel herinnen", ermahnt Wirt Norbert Grünberger seinen Gast. Denn noch mehr Ärger mit Nachbarn und Politik will er nicht.

Seine Bar ist eine jener, die Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (VP) am liebsten verbieten würde. Immer wieder beschwert sich eine, laut Grünberger kleine, Gruppe Anrainer über Lärm. Vor allem die "Initiative Ruprechtsviertel". 22 aktive Mitglieder und gut 350 Unterstützer hat sie laut Homepage. Allerdings wohnen in dem Grätzel mehr als 3500 Menschen, sagt der Wirt.

Sollte, wie von der Wirtschaftskammer gewünscht, die Sperrstunde in Wien generell auf 6.00 Uhr ausgeweitet werden, würde alles noch schlimmer werden, fürchtet Stenzel. Doch was denken Gäste, Angestellte und Wirte?

Enthusiasmiert

Bei den Gästen ist man großteils enthusiasmiert von der Vorstellung. Isabella, Julia und Nelli feiern mit zwei Freunden im Richy's einen Geburtstag. Die 16-Jährigen sind seit etwa 21.30 Uhr unterwegs. "Natürlich wäre es besser, wenn man länger fortgehen könnte", sagt Isabella. Ob man den Abend nicht einfach früher starten könnte? "Nein, da ist noch nichts los", erwidert Nelli. Ob sie das neue Limit aber wirklich ausnutzen würden, wissen sie nicht.

Eine Straßenecke weiter, in der Seitenstettengasse, ist sich Nikolas da schon sicherer. "Ich bin absolut dafür. Man hat mehr Optionen. Wenn bei einem Fest die Musik nicht mehr so gut ist, kann man woandershin chillen gehen", sagt der 35-Jährige.

Michael und Simona sehen es differenzierter. "Na ja, da wohnen schon Leute, wenn es bis 6.00 Uhr geht, ist das schon heftig", überlegt die 22-Jährige. "Ich wusste gar nicht, dass es eine Sperrstunde gibt, aber ich gehe normalerweise früher nach Hause", meint ihr Begleiter.

Lärmende Gäste auf der Straße

Das fast größere Problem für Stenzel und die Anrainer ist aber nicht die Sperrstunde, sondern die lärmenden Gäste auf der Straße. Zeljko Swoboda, Geschäftsführer im Kaktus, kann das zum Teil nachvollziehen. Er wünscht sich dagegen die Exekutive. "Eine Polizeistation wie auf der Reeperbahn würde ich sehr begrüßen."

Eine Polterabend-Gesellschaft zieht vorbei. "So etwas wird man aber nie verhindern können." Ganz versteht er die Aufregung doch nicht: "Das Bermudadreieck feiert seinen 30. Geburtstag. Ich bin seit zehn Jahren hier, damals musste man sich noch einen Weg durch die Menge bahnen. Es ist schon viel ruhiger geworden."

Dass es schlimmer werden könnte, glaubt auch der Türsteher am Rabensteig vor dem Excess nicht. "Wir haben bis 4.00 Uhr offen und sind jetzt schon ein Sammelpunkt, wenn die anderen Lokale zusperren. Es gibt deswegen aber auch nicht mehr Probleme." (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 18.4.2011)