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Heiratsschwindler gibt es auch bei teuren Partnerbörsen. Der Traum von der großen Liebe endet dann mit leerem Geldbörsel.

Foto: APA/Pfarrhofer

Bregenz - Bill aus Florida hatte sich total in eine Bregenzerwälderin verknallt. So klangen zumindest seine virtuellen Liebesschwüre. "Dich oder keine" habe er ihr in täglichen Mails und Chats geschrieben, erzählt Sabine Kaufmann (Name von der Redaktion geändert). Kennengelernt hat die 48-jährige Krankenschwester Bill, der sich als liebevoller Alleinerzieher ausgab, über die Singlebörse Parship. Gewundert habe sie schon, dass der Mann schon nach wenigen Mails von der großen Liebe sprach und gleich mit Kind anreisen wollte. "Sind halt überschwänglich, die Amerikaner", habe sie sich gedacht.

Bill machte sich laut Mails auf den Weg nach Europa. "Über Afrika, das kam mir dann schon sehr komisch vor." Auf Fragen bekam sie ausweichende Antworten. Schließlich meldete sich Bill per Mail aus einem Hotel in Ghana, die Kreditkarte würde nicht funktionieren. Frau Kaufmann sollte über Western Union an einen Hotelmanager in Accra Geld überweisen. "Ich hab an das Hotel geschrieben, nachgefragt, ob man dort den Mann kennt, es kam keine Antwort."

Frau Kaufmann zahlte nicht. Bill war sehr beleidigt. "Damit kann ich leben", sagt sie "eine Zumutung finde ich aber, dass diese teuren Partnerbörsen nicht kontrollieren, wer sich da auf ihren Seiten herumtreibt." Auf Mails an Parship habe sie keine Antwort bekommen. "Und telefonisch ist die Firma nicht erreichbar."

Bei Parship zeigt man sich betroffen. Sprecherin Iris Aldenhoff zum STANDARD: "Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und überprüfen diesen Fall nun genau." Parship habe, um Betrug zu verhindern, ein dreistufiges Sicherheitssystem aus Aufklärung, Früherkennung und Nachverfolgung installiert. Man warne die Kunden vor Gutgläubigkeit, informiere über die Taktik der Betrüger, rate dazu, Fotos und Namen über die Web-site der Selbsthilfegruppe "contra-romance-scam" zu überprüfen. Parship selbst kontrolliere Profile, Texte, Fotos von Hand und über automatische Filter, soweit dies der Datenschutz erlaube.

Morddrohungen

Betrüger auszuforschen sei schwierig, sagt Aldenhoff: "Sie benutzen falsche Namen, Ausweisdokumente sind in der Regel gestohlen oder ebenfalls gefälscht. Das Zurückverfolgen von E-Mail-Adressen endet oft in anonymen Internetcafés." Meist in England, Rumänien oder Nigeria.

Das Bill-Abenteuer machte Frau Kaufmann misstrauisch. Eine weitere Netzbekanntschaft wurde von ihr gleich mit dem Zusatz "Scam" gegoogelt. Sie wurde fündig und griff zur Selbsthilfe: "Ich bin ins Facebook und hab dort alle seine Freundinnen gewarnt." Die Frauen waren dankbar, der Herr reagierte mit Morddrohungen. Frau Kaufmann ging zur Polizei: "Die Polizei hat mir gesagt, dass sie die Tricks der Ghana-Nigeria-Connection kennen, ich soll halt mal alles sammeln und chronologisch ordnen."

Was kann die Polizei tun? In erster Linie warnen, meint Helmut Greiner, Sprecher des Bundeskriminalamts. Er appelliert, im Internet nicht leichtgläubig zu sein: "Man weiß ja nie, welche Person hinter einem Bild steckt." Auch wenn die Aufklärung internationaler Betrugsfälle schwierig sei, sollten Opfer Anzeige erstatten. (Jutta Berger/DER STANDARD-Printausgabe, 18.4.2011)