Wien - Das "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien" wird von den Jungen Liberalen (JULIs) unterstützt. Für deren stellvertretende Vorsitzende Claudia Gamon sind vor allem angebliche Bevorteilungen im Schul- und Universitätsbereich "unerträglich", wie sie in einer Pressekonferenz am Dienstag sagte. Laut Mitinitiator Niko Alm hat man bisher an die 1.500 Unterstützungen für das Volksbegehren gezählt, 8.032 sind notwendig. Eingerichtet wurde auch eine "Meldestelle für noch unbekannte Privilegien".

"Die Freiheit von Wissenschaft und Lehre wird durch die theologischen Fakultäten verhindert", meinte Gamon und zitierte aus Diplomarbeiten, die sich etwa mit Wundern beschäftigen: "Man könnte genauso gut für Astrologie einen Magister bekommen." Zudem würden katholische Privatschulen Förderungen erhalten, "die sich alternative Schulformen nie vorstellen können". Da das Volksbegehren Bewusstsein zum Einfluss der Kirche auf das Bildungssystem schaffe, werde es von den JULIs unterstützt.

"Kirche schafft an"

"Hunderte E-Mails und Briefe" haben die Initiatoren des Volksbegehrens laut eigenen Aussagen bereits bekommen. "Der Staat zahlt, die Kirche schafft an", so der bekennende Atheist Alm, der ebenfalls von "unerträglichen Zuständen" sprach. Wenn ein Staat mehrere Religionen akzeptiert, so müsse er sich auch agnostisch verhalten, was automatisch zum Laizismus führen würde, lautet Alms These. "Privilegien in allen möglichen Bundes- und Landesgesetzen" gehörten daher abgeschafft.

Sepp Rothwangl, Sprecher der Plattform "Betroffene kirchlicher Gewalt", kritisierte abermals den Umgang des Staates mit den kirchlichen Missbrauchsfällen: "Die Untätigkeit von Politik und Justiz erregt Besorgnis." Man würde sich auf die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Klasnic-Kommission verlassen. "Das ist vergleichbar mit einer Verbrecherorganisation, der man die Bereinigung der Verbrechen selbst überlässt." Das Volksbegehren fordert daher die Einsetzung einer staatlichen Kommission.

Unterschriftenlisten ab Karfreitag

Durch die nun eingerichtete "Meldestelle für noch unbekannte Privilegien" erhoffen sich die Initiatoren des Volksbegehrens, über weitere angebliche "Sonderrechte" der römisch-katholischen Kirche in Österreich zu erfahren. Die Unterschriftenlisten zur Unterstützung liegen zudem ab Karfreitag in sämtlichen österreichischen Gemeinden auf. (APA)