Wien - Die Bestellung von Sebastian Kurz zum Integrationsstaatssekretär ist vielleicht die mutigste Personalentscheidung des neuen VP-Chefs und Vizekanzlers Michael Spindelegger. Denn den frech bis präpotent auftretenden Jungspund mit einer so heiklen Materie zu betreuen, könnte durchaus auch ins Aug gehen. Im Wien-Wahlkampf hatte Kurz vorgeschlagen, dass Predigten und der Alltag in Moscheen auf Deutsch stattfinden sollten und den Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh aufgefordert, nicht von Minaretten in jeder Landeshauptstadt zu träumen.

Blau-weiß-gestreifte Hemden und Jeans

Kurz gibt sich so, wie es dem Klischee des jungen Schwarzen entspricht. Meist in blau-weiß-gestreifte Hemden und Jeans gewandet streift der 24-Jährige Jus-Student durch den politischen Alltag, ist Schönbrunner, spricht Schönbrunner-Deutsch und zeigt dabei ein erstaunliches Selbstbewusstsein. Während sich seine Vorgängerin als Chefin der Jungen ÖVP Silvia Fuhrmann eher ein wenig brav und angepasst zeigte, gibt Kurz mit Vorliebe den Aufmüpfigen, vom Kampf für Pensionsreformen bis zum Infight mit Parteifreundin Ursula Stenzel, der Bezirksvorsteherin im 1. Bezirk, für ihn Feindin der jugendlichen Partykultur.

Die ÖVP entdeckt hat der Wiener nach eigenen Angaben im Teenager-Alter. Er rief einfach an und wollte mitmachen. Da man in der Wiener ÖVP jede Hilfe braucht, war dies logischerweise kein Problem. Aufgestiegen ist der gut aussehende Wiener recht flott. 2008 setzte die Volkspartei den gerade 21-Jährigen auf die Kandidatenliste für die Nationalratswahl und jagte ihn durch diverse Interviews, wo Kurz mit frischen Tönen durchaus zu gefallen wusste.

Obmann der JVP

Mit dem Einzug ins Parlament wurde es zwar nichts, Kurz stiegt jedoch 2009 zum Obmann der Jungen ÖVP auf. Sein wohl erfolgreichstes Thema war die Nacht-U-Bahn, die von der SPÖ nach einer positiven Volksbefragung dazu auch tatsächlich umgesetzt wurde. Sein Projekt einer Magnetschwebebahn für Wien dürfte hingegen in den nächsten Jahrzehnten nicht ins Realisierungsstadium kommen.

Freilich war die JVP-Kampagne für die Nacht-U-Bahn eher von Peinlichkeit gezeichnet. Auf den Plakaten mit dem Text "24 h Verkehr in Wien" schmachtete eine junge Frau ihren Begleiter an: "Wenn wir unseren Verkehr so planen, kommen wir nie in Fahrt." Grenzwertig auch seine Kampagne bei der Wien-Wahl, als er Geil-o-mobile durch die Bundeshauptstadt fahren ließ. Richtig geil fanden die Wiener das nicht, wenn man auf das Wahlergebnis schaut. Immerhin, Kurz war drin im Landtag, während viele ältere VP-Granden ihr Mandat verloren. Seine letzte Initiative dort: Er machte sich stark für die Ordensvergabe an Jungpolitiker.

"Keine Spaßbremse"

Inszeniert hat sich Kurz in den vergangenen Jahren gerne als Partytier. Klar gebe es da kompromittierende Fotos von ihm, meinte er vor zwei Jahren in "Woman": "Ich bin jung, will keine Spaßbremse sein!"

Wie viel Spaß er als Staatssekretär noch hat, wird sich weisen. Allzu flott sollten seine Sprüche nicht ausfallen, will er seine hoffnungsfrohe politische Karriere nicht rasch wieder beenden müssen. Notfalls hat Kurz soundso einen Plan B. Er könnte sich auch vorstellen, Anwalt zu werden oder ein Lokal aufzumachen, gab er dereinst zu Protokoll. (APA)