Auf den Wahlplakaten des von Männern dominierten Vlaams Blok macht eine blonde Frau das Victory-Zeichen. Anke Van Dermeersch, frühere Miss Belgien und inzwischen Anwältin in Antwerpen, hat einen prominenten Platz auf der Senatsliste des Vlaams Blok bekommen. Der Blok hat bei den Parlamentswahlen kommenden Sonntag gute Chancen - nicht nur wegen seiner feschen Kandidatin.

Die spektakulären Erfolge von Rechtspopulisten wie Pim Fortuyn in den Niederlanden und Jean-Marie Le Pen in Frankreich haben dem Blok Auftrieb gegeben. Politische Entfremdung, Enttäuschung über die Politik, Verunsicherung durch die Attentate des 11. September, Irakkrieg und Wirtschaftskrise sind größer geworden. In Flandern kommt das traditionell dem Blok zugute, im frankophonen Wallonien ist es den mächtigen Sozialisten immer wieder gelungen, mit hausgemachten Populisten frustrierte Wähler für sich zu gewinnen.

Laut allen Prognosen werden die Sozialisten auch bei dieser Wahl wieder mit Abstand stärkste Partei werden. Doch die Umfragen sagen auch: Die rechtsradikale "Front National" - das belgische Gegenstück zu Le Pens Partei - hat gute Chancen, in Wallonien erstmals über die fünf Prozent zu kommen.

Im Wahlkampf spielten diese Trends dennoch kaum eine Rolle, denn eine Koalition mit Populisten kommt für keine etablierte Partei in Frage. Die Regenbogenkoalition des liberalen Premiers Guy Verhofstadt will zwar weitermachen, hat aber schlechte Aussichten auf einem Mehrheit allein mit den Sozialisten. Viele spekulieren deswegen, dass die Grünen, die vor wenigen Tagen im Streit aus der Koalition ausgeschieden sind, nach der Wahl ins Boot kommen könnten.

Prätendenten für das Premiersamt sind auch der mächtige Chef der frankophonen Sozialisten, Elio di Rupo und sein flämischer Genosse Steve Stevaert sowie der frankophone Liberalenchef und Außenminister Louis Michel. (DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.5.2003)