Mit einem 1994 in der "Kronen Zeitung" veröffentlichten Gedicht als Gruß ging die Neonazi-Seite am Mittwoch wieder online. Die neue Domain stammt wieder aus den USA, aber diesmal aus Arizona.

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Wien - Pünktlich zum Geburtstag Adolf Hitlers wurde die erst vor wenigen Wochen abgedrehte Neonazi-Homepage Alpen-Donau am Mittwoch vorübergehend wieder online gestellt. Wie gehabt liegt die Seite auf einem Server in den USA, man wechselte nur den Bundesstaat: Von "Dreamhost" in Kalifornien ging man zu "Wild West Domains" in Arizona. Angemeldet wurde die Seite schon vier Tage zuvor, am 16. April. Begrüßt wird die "treue" Leserschaft mit einem Gedicht, das "Adolfs Wiegenfest" gewidmet ist. Ein Gereime, das unter der Kronen Zeitung-Kolumne "In den Wind gereimt" von Wolf Martin just am 20. April 1994 erschien. Erst in der letzten Zeile des Gedichts steht die Auflösung, welcher Adolf, der als "Patriot mit jedem Nerv" beschrieben wird, gemeint ist: "Das war ein Mann der Doktor Schärf!"

Doch auch eine handfeste Drohung an jene, die sich bisher gegen die Seite stellten, weil sie antisemitisch, rassistisch und faschistisch gegen Menschen hetzt, stellten die anonymen Autoren online: "Bislang war einzig das Wort die Waffe der Strukturen hinter dieser Plattform, wenn allerdings Hetze und Terror keine anderen Aktionsformen mehr zulassen, sind wir gut gerüstet und zum Gegenschlag bereit. Jederzeit und mit allen Mitteln, auf jeder Ebene, an jedem Ort!"

Seitens der Behörden sprach man vor etwas mehr als einer Woche von einem harten Schlag gegen die rechtsextreme Szene in Österreich.

Am Mittwoch sagte Michaela Schnell, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, im Gespräch mit dem Standard nur: "Wir haben die Information auch bekommen, dass sie wieder online ist. Wir sind dabei, das zu überprüfen."Am Abend ging die Seite dann wieder offline.

Offenbar wurden vorsorglich mehrere Seiten auf verschiedenen Domains in den USA angemeldet. Auch in Florida befindet sich eine.

Warum nur zwei Männer, nämlich Gottfried Küssel und der 39-jährige A., nach den Hausdurchsuchungen vor über einer Woche in Haft genommen wurden, obwohl drei Administratoren für die Seite verantwortlich zeichneten, beantworten Schnell mit: "Für uns galt es bisher nicht als gesichert, dass es wirklich drei waren, andererseits: Irgendwer hat die Seite wieder aufgedreht" .

Jener Mann, der wie Küssel bereits in Haft sitzt, ist in der Szene kein Unbekannter. Der 39-jährige Burgenländer A. war schon in den 1990er-Jahren im Visier der Fahnder: Wie auch beim Oststeirer Franz Radl, bei dem kürzlich - wie berichtet - ebenso eine Hausdurchsuchung statt fand, ging es um die Rolle, die A. angeblich bei den Briefbombenattentaten des Franz Fuchs und dem Mord an vier Roma in Oberwart 1995 spielte. A. und sein Freund, der Rechtsextreme T., flohen kurz vor einer Hausdurchsuchung 1995 nach Schweden.

Gräberschändung Eisenstadt

Schon vor den Briefbombenattentaten, Anfang der 1990er, ließen sich A. und T. bei rechtsextremen Gruppen in Südafrika und Namibia "militärisch" ausbilden. Auch Kontakte zum rassistischen Geheimbund Ku-Klux-Klan in den USA werden A. nachgesagt.

A. ist der Sohn eines ÖVP-Funktionärs. Er sowie T., der sich später von ihm abwendete und A. schwer belastete, waren Mitglieder des Rings Freiheitlicher Jugend. Anders als T., der schon 1996 verhaftet werden konnte, war A. jahrelang flüchtig. Erst 2003 bekam er unter FPÖ-Justizminister Dieter Böhmdorfer freies Geleit nach Österreich, wo er später verurteilt wurde. 2004 wurde A. rechtskräftig für die Schändung des jüdischen Friedhofs in Eisenstadt 1992 und wegen der Publikation eines rechtsextremen Pamphlets namens "Albus" verurteilt. Seit 2007 dürfte er wieder in Freiheit gewesen sein. Mit Computern kannte sich A. schon in den frühen 1990ern aus: Er soll damals Radls PC repariert haben. (Collette M. Schmidt, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.4.2011)